Species Ampedus corsicus Coleoptera - Polyphaga - Tarsen-5-5-5 - Sternoxia - Elateridae - Ampedinae - Ampedus
  Von Arved Lompe
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  Was ist Ampedus corsicus?  
  Lohse (1978) zitiert die Beschreibungen von corsicus bei Reitter und Leseigneur falsch beziehungsweise mißverständlich [Abb.1]: Der jeweils erste Satz seiner Zitate stammt aus den vorhergehenden Couplets der jeweiligen Bestimmungsschlüssel, hätten im Zitat also zumindest durch eine Punktreihe vom Hauptsatz getrennt werden müssen. In der Bestimmungstabelle Reitters (1918) heißt es: " 1'' Halsschild auf der Scheibe vorne viel dichter und stärker als hinten gegen den glatten Basalrand punktiert." [Abb.2] Das führt dann zur 4. Gruppe mit einer Aufzählung der darin enthaltenen Arten, zu denen auch corsicus gehört [Abb.3]. Unmittelbar daruntersteht dann die Alternative " 1' Halsschild auf der ganzen Scheibe bis zum glatten Basalrande gleichartig, also hinten nicht feiner und nicht spärlicher, sondern gleich dicht punktiert." die die 5. Gruppe beschreibt.
Lohse hat hier also die Eigenschaften der 5. Gruppe auf die 4. Gruppe bezogen. Der Grund mag das unglückliche Layout der der Reitterschen Arbeit gewesen sein [Abb.3].
Lohse schreibt dann, daß er den Typus von corsicus aus dem Museum Budapest gesehen habe, und " . . .daß die Merkmale dieses Tieres mit den REITTERschen Angaben absolut übereinstimmen, und nicht mit den von LESEJGNEUR gemachten Angaben in Einklang zu bringen waren." Das würde aber bedeuten, daß das als Typus ausgewiesene Tier nicht der Beschreibung entspricht und möglicherweise auch nicht der Typus ist oder daß Reitter eine völlig falsche Einordnung in seine Tabelle vorgenommen hätte. Letzteres halte ich für wenig wahrscheinlich.
Als Konsequenz aus seinen Feststellungen hat Lohse dann vorgeschlagen, für die von Leseigneur als coriscus bezeichnete Art den Namen quercicola zu verwenden.
AMPEDUS CORSICUS
Abb.1
AMPEDUS CORSICUS
Abb.2
AMPEDUS CORSICUS
Abb.3
 
  Wie läßt sich der Widerspruch zwischen der Beschreibung Reitters und der Einschätzung Lohses klären? Dankenswerterweise hat mir das Museum Budapest höher auflösende Bilder des Lectotypus im Budapester Museum geschickt, als sie im Internet unter  coleocoll.nhmus.hu gezeigt werden [Abb.4]. Dafür auch an dieser Stelle Dank an Tamás Németh für die Vermittlung und Aranka Grabant für die Anfertigung der Photos.
Danach bin ich zu folgendem Schluß gekommen:
Das Tier ist auf dem Halsschild vorne ein wenig, aber deutlich dichter als hinten punktiert (damit stimmt es mit der Alternative 1'' bei Reitter überein), aber insgesamt sehr fein und sehr weitläufig, wobei die Punktabstände überall größer sind als ihr Durchmesser [Abb.5]; das steht also im Einklang mit der Beschreibung Reitters in der 4. Gruppe unter 4'' [Abb.6]. Tatsächlich hat Lohse also nicht richtig hingeschaut oder das Gesehene in seinem Sinne umgedeutet und den relativ geringen Unterschied in der Punktdichte für unbedeutend gehalten. Reitter dürfte die Art wohl vorwiegend wegen der feinen und weitläufigen Punktur in der 4. Gruppe plaziert haben, die so ganz anders ist als die stärkere und dichtere oder sehr viel dichtere Punktur der 5. Gruppe.
AMPEDUS CORSICUS
Abb.4
AMPEDUS CORSICUS
Abb.5
AMPEDUS CORSICUS
Abb.6
 
  Trotz seines Fehlers war die Einschätzung Lohses richtig, daß es sich bei corsicus sensu Leseigneur und corsicus Reitter um 2 verschiedene Arten handelt.
Da er corsicus Reitter nicht für Mitteleuropa erwartete, brauchte er sich nicht weiter um diese Art zu kümmern. Leseigneur hat vermutlich den Typus von corsicus nicht gesehen.
 
  Chassain (l.c.) hat sich den Typus in Budapest 2x angesehen und seine Beurteilung in einer kurzen Arbeit publiziert. Danch unterscheiden sich die beiden Arten auch in der Punktierung der Halsschildseitenränder: bei corsicus seien sie bis zu den Hinterecken pupilliert, während sie bei quercicola dort langgestreckt seien.
Ersteres kann ich nach den Bildern nicht ganz nachvollziehen, das mag aber an der Aufnahme liegen, da für das Erkennen der Pupillierung eine bestimmte Beleuchtungsrichtung erforderlich ist [Abb.7]; aber jedenfalls ist sie dort viel feiner und mit viel größeren Zwischenräumen als bei quercicola [Abb.8]. Nach Reitter ist die Punktur am hinteren Seitenrand nicht pupilliert. Ich vermute, daß er dieses Merkmal mit sanguinolentus verglichen hat, bei dem die Pupillierung sehr deutlich ist.
AMPEDUS CORSICUS
Abb.7
AMPEDUS QUERCICOLA
Abb.8
#1 ♀: Halsschild hinter dem Vorderrand dicht punktiert, die Punktabstände überwiegend kleiner als die Punktdurchmesser [Abb.9]. Die Punktur nach hinten weitläufiger und die Punkte kleiner. Halsschild entlang des Seitenrandes dicht gedrängt, zum Teil runzelig punktiert [Abb.8] [Abb.10], die Punkte in der Hinterhälfte in die Länge gezogen.
Das 3. Fühlerglied etwa 1,6 x so lang wie an der Basis breit und zum Ende konisch erweitert, dort ca. 1,5 x so breit wie an der Basis [Abb.11]. Die folgenden Glieder deutlich spitz dreieckig erweitert.

Meldungen in Google Earth anzeigen  Verbreitung in Deutschland  Gattung in ColKat anzeigen   ...quercicola (Buyss., 1887)

AMPEDUS QUERCICOLA
Abb.9
AMPEDUS QUERCICOLA
Abb.8
AMPEDUS QUERCICOLA
Abb.10
AMPEDUS QUERCICOLA
Abb.11
-- ♀: Halsschild hinter dem Vorderrand wenig dicht punktiert, die Punktabstände überwíegend deutlich größer als die Punktdurchmesser [Abb.5]. Die Punktur nach hinten weitläufiger und die Punkte kleiner.
Das 3. Fühlerglied wie beim vorigen, die folgenden Glieder gerundet dreieckig erweitert [Abb.12]. Halsschild entlang des Seitenrandes dicht, aber nicht gedrängt punktiert, nach Chassain (l.c.) auch hinten pupilliert ( "Sur les côtés du pronotum, la ponctuation est ombiliquée jusque près des angles postérieurs."), was auf dem Bild nur ansatzweise zu erkennen ist [Abb.7]; nach Reitters Originalbeschreibung sollen sie dort nicht pupilliert sein [Abb.6], dabei vergleicht er sie allerdings mit sanguinolentus [Abb.13], wo sie sehr deutlich und stark pupilliert ist.
D: Korsika, weitere Meldungen aus Frankreich; ob es sich dabei um corsicus Reitter oder quercicola (=corsicus sensu Leseigneur) handelt ist ungewiß.

   ...corsicus (Reitter, 1918)



Dieser Art ähnlich sind einfarbige elongatulus, bei denen haben aber die ♀ nur ein kurzes 3. Fühlerglied, das wenig länger als das 2. und kaum erweitert ist [Abb.14].
In der Haupttabelle wird die Art mit suecicus verglichen, den ich nicht kenne.
AMPEDUS CORSICUS
Abb.5
AMPEDUS CORSICUS
Abb.12
AMPEDUS CORSICUS
Abb.7
AMPEDUS CORSICUS
Abb.6
AMPEDUS SANGUINOLENTUS
Abb.13
AMPEDUS ELONGATULUS
Abb.14
Reitter, E. (1918): Bestimmungstabelle der paläarktischen Elater-Arten - Wiener Entomologische Zeitung, XXXVII. Jahrg., Heft IV-VII p. 81-105 Private Datei: F:\TAXA\coleo\Scans\Reitter-Best-Tab-Heft84 Elater.pdf
Leseigneur, L. (1972): Coléoptères Elateridae de la Faune de France continentale et de Corse - Bulletin mensuel de la Société Linnéenne de Lyon, Suppl. Private Datei: F:\taxa\coleo\scans\Leseigneur1972 Elateridae.pdf
Lohse, G.A. (1978): Elateridenstudien II - Ent.Bl. 74(1-2):21-28 Private Datei: F:\TAXA\coleo\Scans\Lohse1978 Elateriden II.pdf
Chassain, J. (1998): Notes synonymiques Ampedus quercicola (Buysson) et Ampedus corsicus (Reitter) et désignation de lectotypes (Coleoptera, Elateridae). - L'Entomologiste, 54 (2): 81-86. Private Datei: F:\TAXA\coleo\Scans\Chassain1998 Ampedus corsicus und quercicola.pdf
     Creative Commons Lizenzvertrag
Erstellt am: 11.02.2023
Letzte Aktualisierung: 23.02.2023 - 02:52:56
Mit Determin (V4.2.191-1) von: Arved Lompe
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