Gattung Riolus Musant & Rey (incl. Normandia Pic) Coleoptera - Elmidae
  Von Arved Lompe (n. A.W. Steffan)
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Jäch, M.A., Kodada, J., Brojer, M., Shepard, W.D. & Ciampor, F. (2016): Coleoptera: Elmidae and Protelmidae. - World Catalogue of Insects, Leiden: Brill, 14:XIX
  Fühler kürzer und gedrungener gebaut als bei anderen Elminthini. Halsschild ohne Längskiele oder Längsfurchen, gleichmäßig gewölbt und längs des Seitenrand flach gekehlt; häufig an den Seiten mit je einer schwachen, feinen, schrägverlaufenden Rinne. Das Mittelfeld zwischen den kräftig gekielten, 7. Zwischenräumen gleichmäßig gewölbt; ohne ausgeprägte Schulterbeulen. Alle Arten können jeweils in brachypteren (ohne Schultern) oder macropteren (mit Schultern) Formen (oft in derselben Population) auftreten. Infolge der Variabilität der angegebenen Merkmale sind die Arten ohne Genitaluntersuchung nicht zu trennen. 6 Arten in Europa. Die Genitalzeichnungen von Steffan und Jäch sind offensichtlich nach gequollenen und/oder gequetschten Präparaten gemacht und für die Beurteilung im nativen Zustand nur bedingt brauchbar.
  Die früher hiervon unterschiedene Gattung Normandia ist nach Jäch (l.c.) synonym zu Riolus. Mir unbekannt ist eine Art aus Südosteuropa (Griechenland, Südrußland). (syriacus (Allard, 1868))

   ...somcheticus Kolenati, 1846

#1 Der 7. kielförmige Zwischenraum auf den Flügeldecken ohne scharf leistenförmigen Innenrand; alle ungeraden Zwischenräume kielförmig erhaben, kein umgrenztes Flügeldeckenmittelfeld [Abb.1]; Hinterleib gleichmäßig gewölbt [Abb.2].

   ...2

RIOLUS CUPREUS
Abb.1
RIOLUS SUBVIOLACEUS
Abb.2
-- Der 7. kielförmige Zwischenraum mit scharf leistenförmigem Innenrand; sie begrenzen ein ebenes Flügeldeckenmittelfeld [Abb.3]. (Normandia Pic, 1900).

   ...4

NORMANDIA NITENS
Abb.3
 
#2 Kleine, kurz-gedrungene Art: 1,6-1,7 mm [Abb.4]. Halsschild breiter als lang, von der Mitte nach vorn in ganz schwacher Rundung verengt, hinter der Mitte parallelseitig oder ganz schwach eingebuchtet, mit spitzwinkligen, nach hinten und schwach nach außen vorspringenden Hinterecken; nach oben gewölbt und längs des Seitenrand flach gekehlt, jederseits hinter der Mitte mit seitlichem Schrägeindruck. Flügeldecken oval, hinter der Mitte am breitesten, zum Ende hin gerade, fast stumpfwinklig verengt, oben ziemlich gewölbt, die 1., 3. und 5. Zwischenräume und die 7. mit scharfkantigem Innenrand versehenen Zwischenräume stärker erhaben als die geradzahligen.
♂: Aedoeagus mit am Ende nach außen gestellten Parameren [Abb.5] [Abb.6]; Medianlobus schmal, parallel [Abb.7]. Unterseite mit einem Zäpfchen in der Mitte der der Paramerenbasis [Abb.8]. Parameren in Seitenansicht einfach gebogen [Abb.9].
♀: Vorletztes Glied der Palpen des Legeapparates am Ende zur Seite in ein spitzes Zähnchen ausgezogen [Abb.10].
In sommerwarmen größeren Bächen mit reichlichem Moosbewuchs (Äschen- und Barben-Zone); nur in Kalkgebieten der unteren Gebirgslagen und im Bergland West- und Mitteleuropas, recht häufig.

Meldungen in Google Earth anzeigen   ...cupreus (Müll., 1806)

RIOLUS CUPREUS
Abb.4
RIOLUS CUPREUS.GIF
Abb.5
RIOLUS CUPREUS1
Abb.6
RIOLUS CUPREUS.JPG
Abb.7
RIOLUS CUPREUS1
Abb.8
RIOLUS CUPREUS
Abb.9
RIOLUS CUPREUS
Abb.10
-- Aedoeagus unterseits ohne Zäpfchen in der Mitte der Paramerenbasis. Große kräftige oder kleine schlanke Arten, ungeradzahlige Zwischenräume der Flügeldecken nicht sehr viel erhabener als die geraden, oder wesentlich erhabener und dann über 1,8 mm; Flügeldecken nach hinten länger und spitzwinklig verengt oder vor dem Ende mit deutlicher Einbuchtung der Seitenränder.

   ...3

 
#3 Größere Art: 1,5-2,1 mm [Abb.2]. Halsschild an der Basis wenig breiter als in der Mitte lang, in der Mitte am breitesten, seine Seiten von hier nach vorn fast geradlinig, mäßig stark konvergierend, nach hinten deutlich eingebuchtet; innerhalb des Seitenrandes in der Mitte meist mit seichtem Schrägeindruck; Flügeldecken kräftig, mit Andeutung einer Schulterbeule, hinter der Mitte am breitesten, dann plätzlich eingeengt und in weitgeschweiftem Bogen in eine längere Spitze auslaufend, die am Ende abgerundet ist, die 1., 3. und 7. Zwischenräume rippenförmig und stärker erhaben als die benachbarten geradzahligen.
♂: Aedoeagus mit fast gerade nach hinten gerichteten Parameren [Abb.11] [Abb.12], Medianlobus breit dreieckig [Abb.13], unterseits ohne Zäpfchen in der Mitte der Paramerenbasis [Abb.14], Paramere in Seitenansicht doppelt gebogen, an der Basis stark eingeschnürt [Abb.15].
♀: Vorletztes Glied der Palpen des Legeapparates am Ende einfach gerundet [Abb.16].
In versinterten Strecken kalter Gebirgsbäche (Quell- und Forellen-Zone) von Kalkgebieten, in mittleren Gebirgsregionen und im Alpenvorland, in Mitteleuropa recht häufig. (apfelbecki Ganglb., wichmanni Zimmermann)

Meldungen in Google Earth anzeigen   ...subviolaceus (Müll., 1817)


Kleine, etwas gestrecktere Tiere wurden als apfelbecki beschrieben.
RIOLUS SUBVIOLACEUS
Abb.2
RIOLUS SUBVIOLACEUS.GIF
Abb.11
RIOLUS SUBVIOLACEUS1
Abb.12
RIOLUS SUBVIOLACEUS.JPG
Abb.13
RIOLUS SUBVIOLACEUS1
Abb.14
RIOLUS SUBVIOLACEUS
Abb.15
RIOLUS SUBVIOLACEUS
Abb.16
-- Kleinere Art: 1,6 mm [Abb.17]. Halsschild an der Basis breiter als in der Mitte lang, in der Mitte am breitesten; Seiten von hier nach vorn konvergierend, nach hinten schwach eingebuchtet, innerhalb des Seitenrand kein Schrägeindruck. Flügeldecken kurz hinter der Mitte am breitesten, zum Ende hin gleichmäßig verschmälert; Schulterbeule nur durch den Knick der kräftig gekielten 7. Zwischenräume schwach angedeutet, die 3. und 5. nur schwach gekielt, aber erhabener als die benachbarten geradzahligen.
♂: Aedoeagus unterseits ohne Zäpfchen in der Mitte der Paramerenbasis [Abb.18] [Abb.19], Parameren in Seitenansicht fast gerade keilförmig [Abb.20].
Von Belgien bis Spanien, Schweiz und Deutschland verbreitet; in Bayern: Amper, Ammersee, sonst in Mitteleuropa unbekannt.

   ...illiesi Steffan, 1958

RIOLUS ILLIESI
Abb.17
RIOLUS ILLIESI.GIF
Abb.18
RIOLUS ILLIESI1
Abb.19
RIOLUS ILLIESI
Abb.20
 
#4 Kleinere Art von schmaler, gestreckter Körperform: 1,7-2,0 mm [Abb.3]. Halsschild an den Seiten im hinteren Drittel eingebuchtet, nach vorn ohne Rundung konvergierend, mit spitzen, nach außen gerichteten Hinterecken. Flügeldecken langgestreckt, ohne bauchförmige Erweiterung, hinten kurz verengt und gemeinsam fast senkrecht zur Längsachse abgestutzt; durch die gekielten und am Innenrand scharf-leistenförmigen 7. Zwischenräume, die vor der Basis einen Knick erfahren, sind die Schulterbeulen kräftig ausgebildet.
♂: Aedoeagus [Abb.21].
In und an Bächen und Flüssen, die kalkreiches Wasser führen, an sandigen Stellen unter Steinen oder im Pflanzenbewuchs; in Kalkgebieten unterer Gebirgslagen und der Ebenen West- und Mitteleuropas, in Süddeutschland, nicht in den Alpen, recht selten.

   ...nitens (Müll., 1817)

NORMANDIA NITENS
Abb.3
NORMANDIA NITENS.GIF
Abb.21
-- Größere Art von kräftiger, breiter Körperform: 2,1-2,3 mm [Abb.22]. Halsschild an den Seiten im hinteren Drittel stark eingebuchtet, nach vorn etwas ausgeweitet und dann in gleichmäßiger Rundung stark konvergierend, hinten in scharf-spitzwinklige Ecken auslaufend. Flügeldecken hinter der Mitte kräftig erweitert und von da an nach hinten in sanft einwärts geschwungenem Bogen verengt; durch die hinter der Basis erfolgende Abknickung der kräftig gekielten 7. Zwischenräume werden die Schulterbeulen deutlich hervorgehoben, dahinter eine querverlaufende Eindellung.
♂: Aedoeagus [Abb.23].
In kleinen kalkreichen Bächen; in Mitteleuropa, kein zusammenhängendes Areal, verstreut bis selten.

   ...sodalis (Er., 1847)


Nach Jäch sind die in der Artentabelle angegebenen Merkmale zum Teil nicht signifikant. R. sodalis ist stets etwas robuster als nitens, der Flügeldeckenabsturz ist steiler und die Eindellung der Flügeldecken ist in vielen Fällen deutlich erkennbar. Das beste Erkennungsmerkmal für sodalis läge jedoch am Flügeldeckenhinterende: der Bereich zwischen den 3. Intervallen am Flügeldeckenabsturz bildet eine kleine erhabene Fläche. Dieses Merkmal unterscheidet sodalis gleichzeitig auch deutlich von allen Arten der Gattung Riolus. R. nitens unterscheidet sich von den übrigen Riolus-Arten - außer durch die meist gleichmäßig flachen ungeraden Zwischenräume - auch durch den meist flacheren, längeren Flügeldeckenabsturz.
NORMANDIA SODALIS
Abb.22
NORMANDIA SODALIS.GIF
Abb.23
  cupreus
illiesi
nitens
sodalis
somcheticus
subviolaceus
     Creative Commons Lizenzvertrag
Erstellt am: 31.10.2014
Letzte Aktualisierung: 31.07.2018 - 19:28:23