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Gattung Xantholinus |
Staphylinidae - Staphylininae - Xantholinini |
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Von Arved Lompe (n. G.A. Lohse) |
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Körper gestreckt und parallel, Kopf groß und gestreckt, etwa so lang und breit wie der Halsschild, nach hinten meist erweitert. Der Stirnfortsatz kurz und abgestumpft oder breit abgestutzt, viel schwächer entwickelt als bei den verwandten Gattungen. Augen flach, viel kürzer als die gewölbten, ungekanteten Schläfen. Die mittleren Stirnfurchen sind kurz, die vom Innenrand der Augen ausgehenden seitlichen Stirnfurchen verlaufen schräg zur Kopfmitte und sind häufig verloschen. Das Basalglied der Fühler lang schaftförmig, etwa so lang wie die 4 folgenden Glieder; Endglied der Kiefertaster zugespitzt, wenig schmäler und kürzer als das vorletzte. Außenseite der Mandibeln in der Basalhälfte mit kräftiger Längsfurche. Halsschild mit 2 Längsreihen, etwas unregelmäßig gestellter Punkte. Sein Seitenrand bis zu den Vorderecken ausgebildet, erst etwa in der Mitte auf die Unterseite herabgebogen. Bei den ♂ ist das 9. (7. sichtbare) Tergit in zwei dreieckige Seitenlappen geteilt, zwischen denen das Tergit des 10. Segmentes als meist dreieckige Platte oder als oberseits gekielter Zipfel eingefügt ist. Bei den ♀ ist das 9. Tergit ungeteilt [Abb.1]. Aedoeagus ohne oder mit 2 sehr kurzen Parameren. Ohne Genitaluntersuchung ist bei den meisten Arten eine sichere Bestimmung unmöglich. |
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Die Xantholinus-Arten leben vorzugsweise in Kompost, unter faulenden Pflanzenstoffen und im Dünger, oft auch unter Laub und Moos oder im Mulm hohler Bäume. Die auf den Genitalbau begründeten Untergattung werden hier nur im Rahmen der Artentabelle erwähnt, da sie sich nach äußeren Merkmalen nicht immer gegeneinander abgrenzen lassen |
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#1 |
Die 2 borstentragenden Porenpunkte der Stirn, in die die äußeren, vom Innenrand der Augen entspringenden Stirnfurchen einmünden, sind voneinander viel weiter oder sogar doppelt so weit entfernt wie vom Innenrand der Augen (nur Arten mit gelben oder roten Flügeldecken) ...2 |
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Die 2 borstentragenden Porenpunkte der Stirn sind voneinander nicht weiter entfernt als vom Innenrand der Augen, äußere Stirnfurchen fehlen meist. ...4 |
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#2 |
Kopf fast quadratisch, Stirnfortsatz sehr breit und kaum vorspringend, letztes Glied der Kiefertaster dreimal so lang wie breit. ♂: das zweiteilige 7. freiliegende Tergit jederseits quer abgestutzt, Aedoeagus außerordentlich klein und schmal, etwa viermal so lang wie breit (Untergattung Leptophallus Coiff.) Schwarz, glänzend, Flügeldecken bräunlichgelb, Seitenrand der Tergite und Spitze des Hinterleibs, Fühler und Beine rostrot. Kopf spärlich und fein punktiert, Halsschild im Grunde nicht chagriniert mit etwa 6 Reihenpunkten. 8-11 mm. D: Im Osten des südlichen und mittleren Mitteleuropa, selten. ...flavocinctus Hochh., 1849 (=relucens (Grav.)) |
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Kopf nach hinten deutlich erweitert. Stirnfortsatz schmäler und deutlicher vorspringend, letztes Glied der Kiefertaster nur zweieinhalb mal so lang wie breit. ♂: das zweiteilige 7. freiliegende Tergit jederseits einfach zugespitzt. Aedoeagus umfangreich, eineinhalb mal so lang wie breit. ...3 |
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#3 |
Groß, 10-14 mm. Kopf jederseits mit verstreuten groben Nabelpunkten, dazwischen sehr fein und weitläufig punktiert. Halsschild auf glänzendem Grund weitläufig und fein punktiert, jederseits mit einer Reihe von 5-8 Punkten. Schwarz, glänzend, Flügeldecken ziegelrot, Tarsen rötlich. (Untergattung Megalinus Muls. Rey) B: Im Sommer im Kompost, gern in Gärten und bei Ställen. D: Nur im Westen und Süden häufiger, sonst selten ...glabratus (Grav., 1802) |
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6-7 mm. Kopf an den Seiten mit verstreuten, feinen Punkten. Untergrund auf Kopf und Halsschild verloschen chagriniert; der Halsschild jederseits mit einer Reihe von 6-9 Punkten. Schwarz glänzend, Flügeldecken hell braunrot, Fühler und Beine rostrot. Im trockenen Mulm alter, hohler Bäume, selten; fehlt im Nordwesten. Siehe Gattung ...Hypnogyra Casey 1906 |
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#4 |
Halsschild parallelseitig mit lang abgerundeten Vorder- und Hinterecken, Hinterleib an der Basis der 4 ersten freiliegenden Tergite mit tiefem Quereindruck. (Untergattung Milichilinus Rtt.) Bunt gefärbt, Kopf, Flügeldecken mit Ausnahme der Basis oder der Schultern und Spitze des Hinterleibs schwarz, manchmal schwach metallisch glänzend, der übrige Körper rostrot. 7,5-9 mm. D: Aus Südosteuropa ins südöstliche Mitteleuropa einstrahlend, selten ...decorus Er. |
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Halsschild nach hinten verengt, Basaltergite ohne Quereindruck, anders gefärbt ...5 |
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#5 |
Oberseite ohne metallischen Schimmer. Kopf schwarz, Halsschild rot, manchmal in der Hinterhälfte ± ausgedehnt verdunkelt, Flügeldecken gelbrot. Große Arten von 9-12 mm (Untergattung Purrolinus Coiff.) ...6 |
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Körper schwarz oder braun. Fühler und Beine rötlich oder bräunlichgelb, Halsschild selten rötlich gefärbt, dann aber der Kopf stets metallisch schimmernd. Etwas kleinere Formen von 6-9 mm ...7 |
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#6 |
Halsschild vollständig gelbrot. Hinterleib schwarz, höchstens mit schmal aufgehellten Hinterrand der Tergite. 6. freiliegendes Tergit auf der Vorderhälfte immer schwarz. ♂: Aedoeagus [Abb.2]. D: In Wärmegebieten, besonders auf Kalkboden, verbreitet, aber selten. ...meridionalis Nordm. (=semirufus (Rtt.) Steel) (=jarrigei Coiff.) |
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Halsschild vor dem Hinterrand oder in der Hinterhälfte oder bis auf einen ± breiten hellroten Streifen am Vorderrand geschwärzt. Hinterleib schwarz, Hinterränder der Tergite und das 6. freiliegende Tergit rot, letzteres höchstens in der hinteren Hälfte angedunkelt. ♂: Aedoeagus [Abb.3] [Abb.4]. B: Besonders in Nadelwäldem, in den Alpen hoch emporsteigend. D: Wohl überall nicht selten, ...tricolor (F., 1787) (=toumayeffi Bordoni) |
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#7 |
Grundfarbe von Halsschild und Flügeldecken rötlich oder gelblich. Halsschild oft teilweise angedunkelt, im Grunde glatt und glänzend, die Tergite meist mit deutlich hellerem Hinterrand. 7,5-8,5 mm. ...8 |
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Grundfarbe von Halsschild und Flügeldecken schwarz oder pechbraun, seltener der Halsschild rötlich, dann aber entweder deutlich chagriniert oder deutlich heller als die einfarbig dunkleren Flügeldecken. (Untergattung Xantholinus s. str.), ...10 |
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#8 |
♂: Hinterrand des 6. freiliegenden Tergites in der Mitte mit einspringendem Winkel, der Hinterrand daher in Form einer liegenden Klammer ausgeschweift. Präputialsack des Aedoeagus am Grunde mit einem auffallend großen Zahn. (Untergattung Acanthophallus Coiff.) Pechbraun, Kopf und Halsschild mit kräftigem Bronzeschimmer, Kopf auf der Scheibe glatt, hinten mit verloschener Chagrinierung. Halsschild meist heller als der Kopf am Vorder- und Hinterrand meist rötlich aufgehellt. Flügeldecken braungelb oder gelbbraun. meist in der Hinterhälfte angedunkelt und nur die Schultern hell verbleibend, seltener einfarbig braungelb. ♂: Aedoeagus [Abb.5]. D: Wohl überall in Wäldern, vorzugsweise montan, im allgemeinen selten, in den Alpen in höheren Lagen ziemlich häufig. ...laevigatus Jac., 1847 (=clairei Coiff.) |
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♂: Hinterrand des 6. freiliegenden Tergites geradlinig, Präputialsack des Aedoeagus spiralig aufgerollt. Kopf bei unseren Arten vollständig, auf der Hinterhälfte sehr deutlich chagriniert. (Untergattung Typholinus Reitter (Helicophallus Coiff.)) ...9 |
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#9 |
Braunrot bis rot. Kopf und Mitte des Hinterleibs, sowie meist die Vorderhälfte des Halsschildes angedunkelt. ♂: Aedoeagus [Abb.6]. D: Aus dem westlichen Mitteleuropa und der Tschechoslowakei bekannt, vermutlich im südlichen Mitteleuropa weiter verbreitet ...distans Muls.Rey, 1853 |
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Kopf und Hinterleib schwarz, Halsschild und Flügeldecken sowie der breite Hinterrand des 5. und 6. Tergites rot. Halsschild vorn meist angedunkelt. ♂: Aedoeagus [Abb.7]. D: Im westlichen Mitteleuropa (Rheingebiet) selten. ...distans schuleri Coiff., 1956 |
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#10 |
Halsschild auf der ganzen Fläche deutlich und dicht chagriniert. ...11 |
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Halsschild entweder nur außerhalb der mittleren Punktreihen schwach chagriniert, in der Mitte völlig glatt und glänzend, oder selten bei sehr starker Vergrößerung (100fach) mit ganz verloschener schwacher Mikroskulptur. ...12 |
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#11 |
Schwarz oder pechbraun, selten Halsschild und Flügeldecken braunrot. Fühler kurz und gedrungen, 3. Fühlerglied höchstens eineinhalb mal so lang wie breit, vorletztes Glied stark quer. 6-9 mm. ♂: Aedoeagus [Abb.8] [Abb.9]. D: Überall häufig, die gemeinste Art der Gattung. ...linearis (Ol., 1795) |
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Äußerlich weitgehend mit linearis übereinstimmend, aber mit einem anderen Genital [Abb.10] [Abb.11]. D: Balkanhalbinsel, Niederösterreich, auch bei Berlin gefunden. ...coiffaiti Franz (=sublinearis Coiff., 1969) |
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Pechbraun, Halsschild und Flügeldecken düster rot. Halsschild ± angedunkelt. Fühler besonders beim ♂ schlank, das 3. Fühlerglied etwa doppelt so lang wie breit, die vorletzten Glieder schwach quer. 6-7,5 mm. ♂: Aedoeagus [Abb.12]. D: Westeuropäische Art, die aber entgegen früheren Meldungen auch bei uns weit verbreitet vorkommt. ...gallicus Coiff., 1956 |
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#12 |
Halsschild lebhaft rot, der übrige Körper ± angedunkelt rotbraun, Fühler und Beine rot. 6-6,5 mm. ♂: Aedoeagus [Abb.13] [Abb.14]. D: Aus Frankreich und der Tschechoslowakei nachgewiesen, sicher in Mitteleuropa weiter verbreitet. ...audrasi Coiff., 1956 (=strandi Coiff.) |
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Halsschild selten mit rötlicher Grundfarbe, dann jedoch immer ± verdunkelt, meistens ganz pechbraun oder schwarz ...14 |
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#14 |
Körper mit rötlichem Bronzeschimmer, im ganzen ziemlich hell gefärbt. Halsschild auf der ganzen Fläche mit verloschener, bei 100facher Vergrößerung aber erkennbarer querwelliger Mikroskulptur. 7-8 mm. ♂: Aedoeagus [Abb.15] [Abb.16]. D: Bei uns weit verbreitet und zumindest im Westen nicht allzu selten. ...rhenanus Coiff., 1962 |
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Körper durchweg dunkler gefärbt und kräftiger gebaut. Halsschild höchstens an den Seiten oder im Bereich der Vorderwinkel verloschen chagriniert. Nach äußeren Merkmalen nicht unterscheidbare Arten ...15 |
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#15 |
7-9 mm. ♂: Analsegnemt [Abb.17], Aedoeagus [Abb.18] [Abb.19]. D: Wohl überall nicht selten. ...longiventris Heer, 1839 (=sejugatus G. Benick) |
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6,5-7,5 mm. ♂: Aedoeagus [Abb.20] [Abb.21] [Abb.22] [Abb.23] (siehe auch Innenlsack in ausgestülptem Zustand). D: In Schweden (im Anspülicht der Küste), bei Leipzig und in der Tschechoslowakei gefunden; schweigeri wurde aus Anatolien beschrieben; sicher weiter verbreitet. ...dvoraki Coiffait, 1956 (=dissimilis Coiffait, 1956) (=roubali Coiffait, 1956) (=schweigeri Coiffait, 1966) Lohse hat den Verdacht, daß die Bestachelung des Innensackes nicht konstant ist, und daß schweigeri lediglich auf Tieren von dvoraki beruht, bei denen einer der großen Stacheln atrophiert ist.
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audrasi coiffaiti decorus distans dvoraki flavocinctus gallicus glabratus |
laevigatus linearis longiventris meridionalis rhenanus schuleri (distans) tricolor Hypnogyra |
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Erstellt am: 17.05.2013 Letzte Aktualisierung: 12.05.2024 - 01:33:51 Mit Determin (V4.2.278-1) von: Arved Lompe Vorherige Version |
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