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Gattung Galerucella Crotch. |
Coleoptera - Phytophaga - Chrysomelidae - Galerucinae |
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Von Arved Lompe (n. G.A. Lohse, H. Kippenberg) Informieren Sie mich bitte über Fehler oder Ergänzungen über mailbox@lompe.de |
Literaturverzeichnis |
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Lohse hat den 'nymphaeae-Komplex›' in 4 Arten aufgespalten; dem folgen nicht alle Autoren. Die von Lohse als 'Sklerite' bezeichneten Innenstrukturen des Endophallus sind lediglich dunkler gefärbte Bereiche ohne jede Verfestigung. Auf ihre - eh nur geringe - Verschiedenheit läßt sich wohl kaum eine artliche Trennung des 'nymphaeae-Komplexes' begründen; auch die morphologischen Unterschiede der ♀ sind nicht nachzuvollziehen, so daß in erster Linie die unterschiedlichen Fraßpflanzen für die Unterscheidung herangezogen werden können. Unbestritten ist, daß es zumindest 2 Gruppen gibt, die sich an unterschiedlichen Fraßpflanzen entwickeln. Beenen (l.c.) begründet ausführlich, warum er im Paläarktenkatalog nur nymphaeae anführt und alle anderen Formen dazu als Synonym setzt. Nicht zuletzt aus formalen Gründen, da eine gesicherte Abgrenzung der Formen bisher nicht möglich und eine taxonomische Fixierung daher nicht opportun ist. |
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Eine Revision der Gattung, besonders unter Berücksichtigung der Bionomie der einzelnen Formen ist dringend erforderlich. ♂ sind an dem Dorn am inneren Spitzenrand der Mittelschienen zu erkennen [Abb.1]. |
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#1 |
Halsschild in der Mitte punktiert oder gerunzelt mit ± ausgedehnter Behaarung, die immer in der Mitte sichtbar ist; Seiten des Halsschilds stumpfeckig oder verrundet, Basis leicht schräg und zu den Ecken der Basis ausgeschnitten; Epipleuren der Flügeldecken bis zur Spitze reichend. Untergattung NeogalerucellaChujo, 1962 ...6 |
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Halsschild in der Mitte glänzend, die sehr kurze Behaarung auf die Seitengruben beschränkt [Abb.2]; Seiten des Halsschilds in der Mitte eckig, die Basis jederseits schräg abgestutzt; Epipleuren verkürzt, ihre innere Randlinie bis zum Ende scharf und ein Stück vor der Spitze mit der äußeren Randlinie verbunden. Untergattung Galerucella s.str. ...2 |
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#2 |
Nahtwinkel der Flügeldecken abgerundet [Abb.3]; Mittelhüften eng stehend, fast zusammenstoßend; ♀ ohne Aushöhlung auf dem letzten Sternit [Abb.4] [Abb.5]. Aedoeagus [Abb.6]. 4-5 mm. Von Lysimachia-Arten und Hydrocharis morsus ranae gemeldet. Nord- und Mitteleuropa, südliches Mitteleuropa stellenweise. ...grisescens (Joannis, 1865) |
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Nahtwinkel der Flügeldecken rechtwinklig oder spitzig vorgezogen [Abb.7]; Mittelhüften deutlich auseinanderstehend; letztes Sternit auch beim ♀ mit einer Aushöhlung (Nymphaeae-Komplex). Hierher mehrere sehr ähnliche Formen, die von Lohse unter anderem aufgrund der unterschiedlichen Ausbildung der intraphallischen 'Sklerite' beim ♂ getrennt wurden (siehe Anmerkung oben). zu ihrer Erkennung ist die Kenntnis der Fraßpflanzen hilfreich. Ich führe hier die verschiedenen Formen ohne taxonomischen Rang an ...3 |
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#3 |
Arten von 5,4-6,3 mm Länge von See- und Teichrose (Nymphaea, Nuphar) oder Knöterichgewächsen (Polygonaceae). ...4 |
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Arten von 4,5-5,1 mm Länge; am Sumpf-Blutauge (Comarum palustre). ...5 |
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#4 |
Gestalt breiter und kompakter. Meist dunkler: Oberseite bräunlich bis schwarzbraun [Abb.2]. Hinterrand des letzten Sternits beim ♀ in der Mitte nur flach gerundet eingebuchtet [Abb.8]. Aedoeagus vor der Spitze etwas erweitert, in Seitenansicht zur Spitze ganz gerade [Abb.9] [Abb.10]; Sklerite mit kürzeren Stacheln [Abb.11]; Spermatheka [Abb.12]. . An Nymphaea und Nuphar. ...nymphaeae (L., 1758) |
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Gestalt schlanker. Meist heller: Oberseite schmutzig gelbbraun [Abb.13]. Hinterrand des letzten Sternits beim ♀ tiefer gerundet eingebuchtet [Abb.14]. Aedoeagus bis zur Spitzenverengung parallel, in Seitenansicht vor der Spitze leicht S-förmig gekrümmt [Abb.15] [Abb.16] [Abb.17]; Sklerite mit längeren Stacheln [Abb.18], Spermatheka [Abb.19]. An Polygonaceae, aber auch an Nymphaea. forma ...aquatica (Fourcr., 1785) Der Hinterrand des letzten Sternits beim ♀ in der Mitte mit einer Einbuchtung. Nach Lohse soll beim ♀ von nymphaeae diese Einbuchtung fehlen, scheint aber nur deutlich flacher zu sein. Nach meinen Erfahrungen kommt aquatica auch an Nymphaea vor; wenn sich das bestätigen sollte, fiele auch die ökologische Trennung über die Fraßpflanze weg und die verschiedenen Formen sollten als Varietäten (also ohne taxonomischen Rang) betrachtet werden. |
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#5 |
Oberseite meistens braun angedunkelt; letztes Sternit wie der übrige Hinterleib schwarz und beim ♀ am Hinterrand ohne Einbuchtung. Aedoeagus und Sklerite [Abb.20] [Abb.21]. An Comarum palustre. forma ...sagittariae (Gyll., 1813) |
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Oberseite hell gelbbraun; letztes Sternit ganz oder in der hinteren Hälfte gelbrot, beim ♀ in der Mitte des Hinterrands mit einer Einbuchtung. Aedoeagus und Sklerite [Abb.22]. An Comarum palustre. forma ...kerstensi Lohse, 1989 |
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#6 |
Seitenrand der Flügeldecken von oben gesehen in der Mitte breiter verflacht als hinter der Mitte [Abb.23], Epipleuren schmaler; Fühlerglied 1 oberseits geschwärzt, die folgenden geringelt, schwärzlich mit gelber Basis. Körper graugelb, dicht behaart, Halsschild nur mit einer schwärzlichen Zentralmakel. Flügeldecken relativ fein punktiert, die Punktabstände so groß oder größer als die Punkte [Abb.24]. Nahtwinkel der Flügeldecken verrundet [Abb.25]. Aedoeagus [Abb.26] [Abb.27], letztes Sternit ♂ [Abb.28]). 4,5-6 mm. IV-XII. An verschiedenen Salix-Arten sowie Corylus avellana, Alnus glutinosa, Alnus incana und Populus nigra. Europa. ...lineola (F., 1781) |
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Seitenrand der Flügeldecken gleichmäßig verflacht, Epipleuren breiter und fast bis zur Nahtecke deutlich; Fühler nicht geringelt, gelblich oder nach der Spitze zu gleichmäßig angedunkelt. ...7 |
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#7 |
Vorderrand und +/- auch der Seitenrand des Halsschilds kahl und glänzend. Flügeldecken stark gewölbt; nur das letzte Sternit ganz oder teilweise hell; beim ♂ dreieckig ausgeschnitten, aber nicht so tief wie bei den folgenden Arten; Hierher 2 äußerlich nur schwer trennbare Arten, von denen eine erst kürzlich beschrieben wurde. ...7a |
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Nur der Vorderrand des Halsschilds kahl und glänzend, die Seiten punktiert, Fühler dunkel, oft mit hellerer Basis, meist größere Arten. ...8 Nach meinen Erfahrungen ist das von Mohr verwendete Merlmal des punktierten/glatten Halsschildseitenrandes in vielen Fällen nicht zutreffend. Da ich selbst noch nicht über ausreichend Exemplare der Arten verfüge, empfehle ich die 4 Folgenden Arten unbedingt nach dem ♂ Genital zu bestimmen. |
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#7a |
Der punktfreie Bereich am Vorderrand des Halsschilds breiter [Abb.29]. Flügeldecken etwas gröber punktiert und weniger dicht behaart [Abb.30]. ♂: Aedoeagus in Aufsicht nach vorn allmählich etwas verbreitert, die Spitze etwas breiter, weniger asymmetrisch gerundet verengt, in Seitenansicht zur Spitze messerscharf abgeflacht [Abb.31]. ♀: Analsternit flacher ausgerandet, Spermatheka mit kürzerem Kopfteil [Abb.32]. 3,2-4 mm. V-VIII. Alte Meldungen von Filipendula-, Fragaria-, Potentilla- und Geum-Arten. Nach Oedegaard & Hanssen (l.c.) an den gleichen Standorten wie anserina, aber ausschließlich am Echten Mädesüß ( Filipendula ulmaria). Europa. ...tenella (L., 1761) |
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Der punktfreie Bereich am Vorderrand des Halsschilds schmäler [Abb.33]. Flügeldecken etwas feiner punktiert und dichter behaart [Abb.34]. ♂: Aedoeagus in Aufsicht +/- parallel, zur Spitze etwas schmäler, stärker asymmetrisch gerundet, in Seitenansicht von der Mitte zur Spitze gleich dick [Abb.35]. ♀: Analsternit tiefer ausgerandet, Spermatheka mit längerem Kopfteil [Abb.36]. 3,2-4,2 mm. Nach Oedegaard & Hanssen (l.c.) ausschließlich am Gänsefingerkraut ( Argentina anserina). Bisher nur aus dem Süden Norwegens bekannt, aber sicher überall nachzuweisen. ...anserina Oedegaard & Hanssen, 2020 |
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#8 |
Kleiner, etwas mehr abgeflacht, Färbung hellbraun, Halsschild ohne schwarze Mittellinie [Abb.37], die letzten beiden Sternite hell gelblich, letztes Sternit des ♂ mit einem wenig tiefen, bis über die Mitte nach vorn reichenden Eindruck, beim ♀ dreieckig, nur zu 1/4 bis 1/5 der Gesamtlänge des Sternits ausgeschnitten [Abb.38]; Aedoeagus in der vorderen Hälfte allmählich geradlinig verschmälert, scharf zugespitzt [Abb.39]. 3,5-4,6 mm. V-IX. An Lythrum salicaria. Süd- und Mitteleuropa bis zum südlichen Nordeuropa. ...pusilla (Duft., 1825) |
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Größer, hochgewölbt, Färbung mehr rotgelb; Halsschild mit breiter schwarzer Mittellinie [Abb.40]; Flügeldecken sehr grob punktiert, die Punktabstände kleiner als die Punkte [Abb.41]. Nahtwinkel zugespitzt, daneben flach ausgerandet [Abb.42], mitunter schmal zipfelig ausgezogen [Abb.43]. Beim ♂ letztes Sternit mit tiefer, dreieckiger, über die Mitte nach vorn reichender Grube, deren hohe Seitenränder abstehend behaart sind, beim ♀ tief dreieckig, nicht ganz bis zur Mitte ausgeschnitten [Abb.44]; Aedoeagus schmal, vorn fast gleichbreit, am Ende breit abgerundet [Abb.45] [Abb.46] [Abb.47]. 3,6-5,6 mm. IV-X. An Lythrum salicaria. Europa. ...calmariensis (L., 1767)
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anserina aquatica calmariensis grisescens kerstensi |
lineola nymphaeae pusilla sagittariae tenella |
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Lohse, G.A. (1989): Hydrogaleruca-Studien - Entomol.Bl. 85(1-2): 61-69. Private Datei: F:\TAXA\coleo\Scans\Lohse1989 Galerucella.pdf Beenen, R. (2008): Taxonomical and nomenclatural changes in Palaearctic Galerucinae and description of a new species (Chrysomelidae) - Ent. Bl. 103/104:63-80. Private Datei: F:\TAXA\coleo\Scans\Beenen2008 Galerucinae.pdf |
Oedegaard, F. & Hanssen, O. (2020): Galerucella (Neogalerucella) anserina Ødegaard & Hanssen, sp. nov., a new species of Chrysomelidae (Coleoptera, Chrysomelidae, Galerucinae) from Norway - Zootaxa, 4755(2):341-352. Private Datei: F:\TAXA\coleo\Scans\Oedegaard&Hanssen2020 Galerucella anserina.pdf |
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Erstellt am: 05.08.2009 Letzte Aktualisierung: 27.11.2021 - 16:49:34 Version: 4.1.3 von: Arved Lompe Vorherige Version |
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