Gattung Bagous s. str. Germar Coleoptera - Rhynchophora - Curculionidae - Bagous
  Von Arved Lompe
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Dieckmann, L. (1964): Die mitteleuropäischen Arten aus der Gattung Bagous Germ.. - Ent. Bl. 60:88 ff.
  Mittelgroße, charakteristisch aussehende Rüßler von 2-6 mm. Oberseite unbehaart, von einer wachsartigen Schicht bedeckt, die eine dicht geschlossene Beschuppung vortäuscht; die ungeradzahligen Flügeldeckenzwischenräume mit einer Reihe äußerst feiner Börstchen, die gewöhnlich nur unter dem Mikroskop am Absturz erkennbar sind. Flügeldeckenende etwas schnabelförmig abgesetzt, 5. Flügeldeckenzwischenraum am Beginn des Flügeldeckenabsturzes ± deutlich gebuckelt oder gewinkelt, seltener gezähnt. Fühlergeißel 6-gliedrig oder scheinbar 7-gliedrig, wenn das Basalglied der 4-gliedrigen Keule kahl ist und zur Geißel gerechnet wird (Untergattung Ephimeropus). Klauenglied an der Basis mit dem Rudiment eines zusätzlichen Gliedes ("Basalstück").
Die Larven entwickeln sich im Inneren von Schachtelhalmen und einkeimblättrigen Blütenpflanzen, vor allem Wasserpflanzen seltener Zweikeimblättrigen (Ranunculus, Myriophyllum, Ceratophyllum, Utricularia). Sie sind monophag oder polyphag, dann aber meistens mit deutlicher Bevorzugung einer Pflanzenart. Die Verpuppung erfolgt in den Pflanzen, bei einigen Arten aber wohl auch im Boden (argillaceus). In der Regel überwintert die Imago, entweder im Boden oder (angustus) in den Bülten von Sumpfgräsern; doch dürften einige Arten auch als Larve überwintern, da von ihnen größere Larven auch im Frühjahr angetroffen wurden (colÎignensis, nodulosus). Die überwinterten Käfer an den Pflanzen, oft von einer Erdkruste bedeckt, die neue Generation im Sommer. Man findet die Käfer gewöhnlich in der kalten Jahreszeit im Anspülicht der Gewässer oder in der oberen Bodenschicht, viele aber nur bei gezielter Suche an den Entwicklungspflanzen. Die Arten sind tagaktiv, wie z. B. subcarinatus oder nachtaktiv wie argillaceus, den Lohse mehrfach in großer Zahl am Licht beobachten konnte. Viele Arten sind hervorragend an das Leben unter Wasser angepaßt. So kann z. Beine subcarinatus seinen Sauerstoffbedarf ganz aus dem umgebenden Wasser und aus den Pflanzen decken und dadurch völlig untergetaucht leben. Diese Art kann auch sehr gewandt im Sonnenschein unter Wasser schwimmen.
Alle europäischen Bagoinae wurden in der Gattung Bagous zusammengefaßt und zahlreiche Artengruppen gebildet. Bis zu einer abschließenden Bearbeitung bleibe ich bei der alten Untergattungseinteilung. Bestimmungstabelle der Untergattungen.
  Die Tabelle gilt nur für die mitteleuropäischen Arten.  
#1 Der 5. Flügeldeckenzwischenraum bildet vor dem Absturz einen eckig vorspringenden Höcker. Größere Arten von 4-6 mm mit schlanken Beine; Fühler vor der Mitte des Rüssels eingelenkt, dieser kürzer als der Halsschild.

   ...2

 
-- 5. Flügeldeckenzwischenraum vor dem Absturz höchstens mit einem stumpfen Höcker oder einer Beule, deren Vorder- und Hinterkanten einen stumpfen Winkel bilden. Im Zweifelsfalle Arten unter 4 mm oder Rüssel so lang oder länger als der Halsschild.

   ...3

 
#2 Auch der 3. Flügeldeckenzwischenraum mit eckig vorspringendem Höcker von der Form und Größe wie der des 5. Zwischenraumes [Abb.1]. Halsschildhinterrand zum Schildchen stumpfwinklig vorgezogen [Abb.2]. Flügeldeckenbasis neben dem Schildchen mit einem kleinen, kahlen, schwarzen Querwulst. Oberseite mit grauer oder graubrauner, etwas gescheckter Bekleidung. 4,2-5,5 mm. Penis [Abb.3]. Vom südlichen Nordeuropa über Mitteleuropa bis Frankreich und Italien verbreitet; in Mitteleuropa im Norden und der Mitte verbreitet, wenn auch selten: daneben aus Bayern, Schlesien und der Slowakei bekannt; alte Funde auch aus Niederösterreich und der Steiermark. An  Stratiotes aloides (Krebsschere); überwinterte Käfer im V/VI, die neue Generation ab VIII.

Meldungen in Google Earth anzeigen   ...binodulus (Hbst., 1795)

BAGOUS BINODULUS
Abb.1
BAGOUS BINODULUS
Abb.2
BAGOUS BINODULUS.GIF
Abb.3
-- 3. Flügeldeckenzwischenraum ohne Höcker [Abb.4]. Halsschildhinterrand gerade [Abb.5], ein schwarzer Kahlfleck an der Flügeldeckenbasis fehlt. Mit binodulus weitgehend übereinstimmend, jedoch die Flügeldecken etwas gestreckter und die Vorderschienen innen mit auffallend langen Borsten. Auf dem 3. Zwischenraum im hinteren Flügeldeckendrittel meist ein heller Fleck erkennbar. Penis [Abb.6]. 4,5-6 mm. Sibirien, Anatolien, Armenien; sonst vom südlichen Nordeuropa über Mitteleuropa bis Frankreich, Norditalien und Albanien gemeldet. In Mitteleuropa im Norden und der Mitte verbreitet, ferner in Bayern, Schlesien und der Tschechoslowakei. Alte Meldungen auch aus Niederösterreich. Die Larve entwickelt sich in den Stengeln und Blütenstielen von  Butomus umbellatus (Wasserveilchen, Schwanenblume); neue Generation ab Ende VI an der Entwicklungspflanze.

Meldungen in Google Earth anzeigen   ...nodulosus Gyll., 1836

BAGOUS NODULOSUS
Abb.4
BAGOUS NODULOSUS
Abb.5
BAGOUS NODULOSUS.GIF
Abb.6
#3 Oberseite glatt, porzellanartig glänzend [Abb.7], heller und dunkler grau oder braun gescheckt. Rüssel kürzer als der Halsschild, gebogen, Fühler vor der Mitte eingelenkt. Halsschild nicht breiter als lang, die Seiten schwach gerundet. Flügeldecken ziemlich gestreckt, die Anteapikalbeule schwach. Tarsen schlank, Glied 2 und 3 so lang wie breit oder länger Penis [Abb.8]. 3-5 mm. Turkestan, Anatolien, Kaukasus, Algerien; südliches Nord-, Mittel- und Südeuropa; in Mitteleuropa im Norden und der Mitte früher sehr verstreut und selten, nur Funde aus dem vergangenen Jahrhundert. In Niederösterreich, dem Burgenland und der Tschechoslowakei auch noch heute an Salzstellen; im Gebiet des Neusiedlersees durchaus häufig; frisch geschlüpfte, fast schwarz aussehende Stücke im VII mehrere cm tief im Boden einer ausgetrockneten Salzlacke, nachts zahlreich am Licht. Fraßpflanze unbekannt.

Meldungen in Google Earth anzeigen   ...argillaceus Gyll., 1836

BAGOUS ARGILLACEUS
Abb.7
BAGOUS ARGILLACEUS.GIF
Abb.8
-- Oberseite matt.

   ...4

 
#4 Rüssel auffallend lang, so lang (♂) oder länger als der Halsschild (♀). Fühler vor (♂) oder in der Mitte des Rüssels eingelenkt (♀). Halsschild vor der Mitte am breitesten, Flügeldecken flach, hinter der Mitte am breitesten; Beule im 5. Flügeldeckenzwischenraum manchmal kräftig; dann von nodulosus durch den längeren Rüssel zu unterscheiden. Tarsen schlank, Glied 3 viel länger als breit. Penis [Abb.9]. 4-4,7 mm. In Mitteleuropa und auf der nördlichen Balkanhalbinsel; Mecklenburg, Brandenburg, Ostpreußen, Schlesien, Niederösterreich; westwärts bis Holland. Auf  Nymphaea und  Nuphar (See- und Teichrosen) selten.

   ...rotundicollis Boh., 1845

BAGOUS ROTUNDICOLLIS.GIF
Abb.9
 
-- Rüssel in beiden Geschlechtern kürzer als der Halsschild. Kleinere Arten unter 4 mm.

   ...5

 
#5 Körper gedrungen gebaut. Halsschild wesentlich schmäler als die Flügeldecken, diese 1,3-1,5 x so lang wie zusammen breit. Rüssel in beiden Geschlechtern gleichlang.

   ...6

 
-- Körper schlanker, Flügeldecken gestreckt, 1,6-1,9 x so lang wie zusammen breit, Rüssel beim ♀ länger und dünner als beim ♂.

   ...14

 
#6 Tarsen schlank, alle Glieder deutlich länger als breit; collignensis, der hinsichtlich dieses Merkmals Anlaß zu Zweifeln geben könnte, wird doppelt berücksichtigt. Schienen und Fühler ohne Keule stets aufgehellt.

   ...7

 
-- Tarsen kürzer, das 3. Glied der Vorder- und Mitteltarsen so lang wie breit oder breiter als lang. Fühler und Beine gewöhnlich ganz braun.

   ...11

 
#7 Flügeldeckenstreifen stark und etwas grübchenartig punktiert [Abb.10], die Punkte auf die Rand der gleichmäßig gewölbten Zwischenräume übergreifend; die Beule am 5. Zwischenraum schwach ausgeprägt. Halsschild vor der Mitte am breitesten und dort seitlich etwas gebuckelt, vorn durch eine kräftige Querfurche stark eingeschnürt, nach hinten deutlich verengt. Tarsen gestreckt, 1.-3. Hintertarsenglied 1,5 x so lang wie breit. Oberseite dunkelbraun und heller braun gescheckt. Penis [Abb.11] [Abb.12]. 2,7-3,5 mm. Westasien, Europa, Nordafrika; in Mitteleuropa mit Ausnahme der Gebirgsgegenden weit verbreitet aber selten; in sumpfigen und moorigen Gebieten in stehenden Gewässern oder langsam fließenden Gräben an verschiedenen Laichkräutern ( Potamogeton) besonders im V VI; die Larven entwickeln sich in den Stengeln, seltener im Hauptnerv der Blätter (Kania i.l.).

Meldungen in Google Earth anzeigen   ...limosus (Gyll., 1827)

BAGOUS LIMOSUS
Abb.10
BAGOUS LIMOSUS.GIF
Abb.11
BAGOUS LIMOSUS
Abb.12
-- Streifen feiner punktiert, allenfalls bei subcarinatus ähnlich, dort aber die Halsschildform anders.

   ...8

 
#8 Hintertarsen gestreckt, länger als der Rüssel. Das "Basalstück" des Klauengliedes deutlich und über das Ende des 3. Gliedes vorragend [Abb.13]. Punktur der Flügeldeckenstreifen fast so kräftig wie bei limosus. Halsschild mit schwach gerundeten Seiten, vorn nur seitlich schwach eingeschnürt. Oberseite dunkelbraun, Halsschild mit breiterer heller Seitenbinde und schmaler Mittelbinde, Flügeldecken mit hellem Schulterfleck und einem auf den 3. Zwischenraum beschränkten Fleck in der Hinterhälfte [Abb.14], sowie noch einigen unscharfen Flecken am Absturz. Penis [Abb.15] [Abb.16]. 3-3,5 mm. Verbreitung ungeklärt, da früher nicht von longitarsis unterschieden. Turkestan, Kaukasus, Europa, Nordafrika. In Mitteleuropa wahrscheinlich überall mit Ausnahme des Gebirges, aber selten; Larve an  Ceratophylluns submersum (Hornblatt), mit Sicherheit auch an  Myriophyllum. Käfer im Frühjahr, neue Generation ab VII. (longitarsis bei Reitter ex p.).

Meldungen in Google Earth anzeigen   ...subcarinatus Gyll., 1836

BAGOUS SUBCARINATUS
Abb.13
BAGOUS SUBCARINATUS
Abb.14
BAGOUS SUBCARINATUS.GIF
Abb.15
BAGOUS SUBCARINATUS
Abb.16
-- Hintertarsen wesentlich kürzer als der Rüssel. Halsschild vorn vollständiger abgeschnürt. Basalstück des Klauengliedes kurz. Flügeldeckenstreifen fein oder nicht punktiert.

   ...9

 
#9 Halsschild mit kräftiger Mittelfurche von der Breite eines Flügeldeckenzwischenraumes [Abb.17], kurz hinter der Vorderrandabschnürung am breitesten, nach hinten deutlich verengt. Flügeldecken reichlich 1,5 x so lang wie breit, betont parallelseitig etwa 1/3 breiter als der Halsschild, die abwechselnden Zwischenräume kräftiger gewölbt, die Streifen punktiert. Rüssel kurz und dick, zur Spitze verbreitert, Fühlerschaft kurz, nicht länger als die Rüsselbreite an der schmalsten Stelle. 2. Tarsenglied nicht, 3. Glied etwas länger als breit. Oberseite grau und bräunlich, unscharf heller gescheckt [Abb.18]. Penis [Abb.19]. 2,6-3,2 mm. Südliches Nordeuropa, Mitteleuropa, Nordfrankreich; in Mitteleuropa sehr selten: Niederbayern, Franken, Thüringen. An  Ranunculus flammula.

Meldungen in Google Earth anzeigen   ...brevis Gyll., 1836

BAGOUS BREVIS
Abb.17
BAGOUS BREVIS
Abb.18
BAGOUS BREVIS.GIF
Abb.19
 
-- Halsschild ohne Mittelfurche, oder eine solche ist fein angedeutet und nicht stärker als die Flügeldeckenstreifen. Halsschild seitlich schwach gerundet oder nach hinten kaum verengt. Flügeldecken verhältnismäßig breiter als der Halsschild und mit unpunktierten Streifen, abwechselnde Zwischenräume kaum stärker gewölbt. Fühlerschaft länger als die schmalste Rüsselbreite.

   ...10

 
#10 Alle Tarsenglieder deutlich länger als breit [Abb.20]. Halsschild seitlich leicht gerundet, auch zur Basis verengt, ohne deutliche Mittelrinne. Vorderhälfte der Flügeldeckenscheibe flach bis schwach eingedrückt, die Abflachung bis zum 3. Streifen reichend. Rüssel schmaler, zur Spitze wenig verbreitert. Fühleransatz vor der Mitte des Rüssels. Fühlerschaft nicht länger als der Rüssel an seiner breitesten Stelle vor der Spitze breit. Oberseite braun, der helle Fleck hinter der Flügeldeckenmitte umfangreicher als bei subcarinatus und wenigstens noch auf den 4. Zwischenraum ausgedehnt, manchmal auch zur Schulter bindenartig verlängert. Spitze des Penis ohne seitlichen Zahn [Abb.21]. 2,3-2,8 mm. Vom südlichen Nordeuropa über Mitteleuropa bis Frankreich und Norditalien verbreitet; in Mitteleuropa durch gezielte Suche an seiner Entwicklungspflanze wohl überall nachzuweisen, aber selten. Larve an  Myriophyllum. Alte Fundangaben nicht verwertbar, da früher nicht von den benachbarten Arten unterschieden.

   ...longitarsis Thoms., 1868

BAGOUS LONGITARSIS
Abb.20
BAGOUS LONGITARSIS.GIF
Abb.21
-- Tarsen kürzer, Glied 2 nicht, Glied 3 wenig länger als breit [Abb.22]. Flügeldeckenscheibe in Querrichtung leicht gewölbt oder nicht so deutlich abgeflacht, die Abflachung nur bis zum 2. Streifen reichend. Rüssel breiter. Halsschild in der Mitte oft mit der Andeutung einer Längsrinne, diese auf der Scheibe oft unterbrochen.

   ...10a

BAGOUS COLLIGNENSIS
Abb.22
 
#10a Halsschild fein gekörnt (wie bei longitarsis). Tarsen etwas länger, aber nicht so lang wie bei longitarsis. Seiten des Penis an der Stelle der größten Breite fast stumpfwinklig, die Spitze ohne deutliche Seitenzähne, der dorsale Höcker von der Spitze weiter entfernt [Abb.23]. Fühleransatz beim ♂ zwischen der Mitte und dem vorderen Drittel des Rüssels, beim ♀ kurz vor der Mitte. 2,3-3,5 mm. Anatolien, Balkanhalbinsel, Italien, Frankreich (in Norden bis Paris), Schweiz (Waadt); in Mitteleuropa nur Steiermark (Graz, Leoben). Wirtspflanze unbekannt; vielleicht  Myriophyllum, weil zusammen mit collignensis gefangen.

   ...rufimanus Pericart, 1989

BAGOUS RUFIMANUS.GIF
Abb.23
 
-- Halsschild kräftiger gekörnt. Tarsen etwas kürzer. Seiten des Penis an der Stelle der größten Breite flach gerundet, die Spitze mit Seitenzähnen.

   ...10b

 
#10b Kleiner: 2,2-2,9 mm [Abb.24]. Fühleransatz beim ♂ im vorderen Drittel des Rüssels, beim ♀ zwischen der Mitte und dem vorderen Drittel. Rüssel zur Spitze stärker verbreitert. Penis an der Spitze mit kleinen Seitenzähnen, im Profil gesehen breiter zugespitzt, der dorsale Höcker der Spitze stärker genähert [Abb.25] [Abb.26]. In Europa weit verbreitet, aber nicht im Süden, im Osten bis zur Wolga-Mündung und Nordkasachstan; in Mitteleuropa: Dänemark, Holland, Rheinland, Niedersachsen, Holstein, Baden, Mark Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Polen, Böhmen, Mähren, Niederösterreich. Submers an  Myriophyllum, manchmal zusammen mit longitarsis.

Meldungen in Google Earth anzeigen   ...collignensis (Hbst., 1797)

BAGOUS COLLIGNENSIS
Abb.24
BAGOUS COLLIGNENSIS.GIF
Abb.25
BAGOUS COLLIGNENSIS
Abb.26
-- Größer: 2,8-3,5 mm. Fühleransatz beim ♂ in oder kurz vor der Mitte des Rüssels, beim ♀ in oder kurz hinter der Mitte Rüssel zur Spitze wenig verbreitert. Penis an der Spitze mit größeren Seitenzähnen, im Profil gesehen schmaler zugespitzt, der dorsale Höcker von der Spitze weiter entfernt [Abb.27]. Die sehr seltene Art ist bis jetzt nur bekannt von Südschweden, Nordfrankreich, Mittelpolen und in Mitteleuropa von Franken, Mark Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Sachsen. In sumpfigem Gelände auf  Equisetum limosum, Larve im Stengel.

   ...claudicans Boh., 1845

BAGOUS CLAUDICANS.GIF
Abb.27
 
#11 Schienen vom normal schlanken Bau, Vorderschienen 7 x so lang wie an ihrer breitesten Stelle breit [Abb.28].

   ...12

BAGOUS FRIT
Abb.28
 
-- Schienen für einen Bagous ungewöhnlich kurz und gedrungen; Vorderschienen nur 5 x so lang wie an der breitesten Stelle breit [Abb.29].

   ...13

BAGOUS LUTULOSUS
Abb.29
 
#12 Innenrand der Schienen nur mit den üblichen bärstchentragenden Körnchen. Halsschild ohne kräftige, vollständige Mittelfurche; vgl. collignensis, dessen Tarsengliedproportionen Anlaß zu Zweifeln geben kännten.

   ...10

 
-- Innenrand der Vorder- und Mittelschienen mit einigen kräftigen Dornen oder Zähnchen [Abb.30]. Halsschild besonders kräftig gekörnt und mit einer Mittelrinne von etwa der Breite eines Flügeldeckenzwischenraumes. Dunkelbraun oder -grau [Abb.31], gewöhnlich eine hellere Halsschildseitenbinde und ein Fleck auf dem 3. Flügeldeckenzwischenraum erkennbar. Flügeldecken hinten etwas klaffend. ♂ durch asymmetrischen Aedoeagus [Abb.32], ♀ durch stärker klaffende Flügeldecken und einen halbkreisförmigen Ausschnitt am Hinterrand des meistens unter den Flügeldecken verborgenen 6. Tergits [Abb.33] zweifelsfrei von allen anderen heimischen Bagous zu unterscheiden. 2,9-3,5 mm. Skandinavien; außerdem Einzelfunde aus Südengland, Nord-Frankreich und Polen. In Mitteleuropa sehr verstreut und sehr selten: Holstein, Pommern, Mark Brandenburg, Franken, Bayern, Tirol und Böhmen. Kann im Winter aus dem Sphagnum von Moorgewässern gesiebt werden; in Schweden aus den Rhizomen des Fieberklees  Menyanthes trifoliata gezogen (Leiler, 1987).

Meldungen in Google Earth anzeigen   ...frit (Hbst., 1795)

BAGOUS FRIT
Abb.30
BAGOUS FRIT
Abb.31
BAGOUS FRIT.GIF
Abb.32
BAGOUS FRIT
Abb.33
 
#13 Halsschild mit kräftiger Mittelfurche, seitlich gerundet, nach vorn kaum stärker als nach hinten verengt, nicht oder höchstens 1/5 breiter als lang. Flügeldecken etwa 1,5 x so lang wie breit, mit tief eingedrückten Streifen und abwechselnd stärker gewölbten Zwischenräumen.

   ...13a

 
-- Halsschild ohne deutliche Mittelfurche, seitlich kaum gerundet, sondern nach vorn zur Abschnürung stärker verengt, deutlich quer, etwa 1/4 breiter als lang. Flügeldecken auffallend kurz und breit, nur 1,3 x so lang wie breit, mit wenig tief eingedrückten Streifen und schwach gewölbten Zwischenräumen. Flügeldecken dunkelgrau mit hellerer Zeichnung, häufiger Oberseite einfarbig heller grau. Penis ähnlich dem von collignensis [Abb.25]. 2,3-3,3 mm. Vom südlichen Nordeuropa über Mitteleuropa bis zum südlichen Frankreich verbreitet; in Mitteleuropa verstreut und selten; Holstein; sonst nur in der Mitte und im Süden, vorzugsweise auf trockenen Böden, gewöhnlich nur einzelne Stücke. An  Saxifraga granulata. (curtus Gyll.).

   ...diglyptus Boh., 1845

BAGOUS COLLIGNENSIS.GIF
Abb.25
 
#13a Körper größer. Dunkelbraun oder -grau, Halsschild mit schmaler hellerer Mittelbinde und breiterer Seitenbinde, Flügeldecken oft mit einer Schrägbinde, die hinter den Schultern beginnt und bis zum Fleck im 3. Zwischenraum reicht. Penis [Abb.34]. 2,2-2,8 mm. In Europa weit verbreitet; in Mitteleuropa mit Ausnahme der Gebirge wohl überall aber selten; Larve in  Juncus-Arten, aber wohl auch an anderen Pflanzen, da vielfach auf trockenerem Boden gefunden. IV/V, neue Generation ab VIII.

   ...lutulosus (Gyll., 1827)

BAGOUS LUTULOSUS.GIF
Abb.34
 
-- Körper kleiner, Halsschild feiner punktiert, die Abstände zwischen den Punkten sehr klein mit feineren Körnchen. Die Seiten des Rüssels von der Fühlerbasis zur Spitze nicht verbreitert, parallel. Punktstreifen der Flügeldecken mit tieferen, fast rechteckigen Punkten. Das 3.Hintertarsenglied dreieckig, etwas länger als breit [Abb.35]. Penis zugespitzt [Abb.36]. 2,0-2,1 mm. In Mittelpolen (Lubliner Hochebene) auf xerothermem Kreidehang gesammelt.

   ...aliciae Cmoluch, 1983

BAGOUS ALICIAE
Abb.35
BAGOUS ALICIAE.GIF
Abb.36
#14 Fühler kurz, der Schaft nicht länger als der Rüssel an seiner schmalsten Stelle breit. Halsschild mit breiter Mittelfurche. Siehe brevis, bei dem die Flügeldeckenproportionen Anlaß zu Zweifeln geben könnten.

   ...9

 
-- Fühler weniger kurz, der Schaft so lang wie die größte Rüsselbreite vor der Spitze oder länger; Halsschild nur mit feiner Mittelfurche.

   ...15

 
#15 3. Tarsenglied so breit wie das 2. oder kaum merklich breiter [Abb.37] [Abb.38]. Rüssel kürzer und dicker [Abb.39], Schienen kürzer komkpakter, Flügeldecken schlanker, 1,7-1,9 x so lang wie zusammen breit, mit ± parallelen Seiten und abwechselnd stärker gewölbten Zwischenräumen [Abb.40]. Sehr variable Art: Dunkelbraun mit abstechend grauweißer Zeichnung, die aus einer breiten Binde an jeder Halsschildseite und schmaler Mittelbinde, sowie einer Flügeldeckenquerbinde hinter der Mitte besteht. Diese reicht vom 1. oder 2. Zwischenraum bis zum 4. Flügeldeckenstreifen. Oft ist jedoch die Oberseite ± bräunlichgrau und die Flügeldecken haben zusätzlich zahlreiche, wenig abstechende hellere Fleckchen. Penis [Abb.41]. 2,6-3,4 mm. Sibirien, Europa; in Mitteleuropa weit verbreitet und wohl die am wenigsten seltene Art der Untergattung; aus  Ranunculus repens gezüchtet, wird von verschiedenen Pflanzen angegeben ( Carex- und  Potamogeton-Arten,  Sagittaria), ohne daß diese als Entwicklungspflanze der Larve gesichert sind. Überwinterte Tiere bis V, neue Generation ab Ende VI.

Meldungen in Google Earth anzeigen   ...tempestivus (Hbst., 1795)

BAGOUS TEMPESTIVUS
Abb.37
BAGOUS TEMPESTIVUS
Abb.38
BAGOUS TEMPESTIVUS
Abb.39
BAGOUS TEMPESTIVUS
Abb.40
BAGOUS TEMPESTIVUS.GIF
Abb.41
-- In Form und Färbung dem tempestivus außerordentlich ähnlich, jedoch ist das 3. Tarsenglied merklich breiter als das 2. [Abb.42]. Rüssel weniger kurz und dick [Abb.43], Schienen auffällig dünn und lang, Flügeldecken nur 1,6-1,7 × so lang wie breit und nach hinten meistens deutlich etwas erweitert. Penis [Abb.44]. 2,6-3,2 mm. Von England, Schweden, Dänemark über Mitteleuropa südlich bis Norditalien, in Mitteleuropa bisher aus Holstein, der Mark Brandenburg, dem Rheinland und Ostpreußen nachgewiesen. Sicherlich weiter verbreitet, aber nicht von tempestivus getrennt. Entwicklung unbekannt. (czwalinai Seidl.)

   ...czwalinae Seidl., 1891


Wegen des breiten 3. Tarsengliedes könnte die Art leicht für einen Abagous gehalten werden, doch ist keine Abagous-Art ähnlicher Größe so schmal gebaut. Außerdem sind bei czwalinai das 2. und 3. Tarsenglied wesentlich länger als breit und der Fühlerschaft kürzer als dort.
BAGOUS CZWALINAE
Abb.42
BAGOUS CZWALINAE
Abb.43
BAGOUS CZWALINAE.GIF
Abb.44
  aliciae
argillaceus
binodulus
brevis
claudicans
collignensis
czwalinae
diglyptus
frit
limosus
longitarsis
lutulosus
nodulosus
rotundicollis
rufimanus
subcarinatus
tempestivus
     Erstellt am: 10.01.2016
Letzte Aktualisierung: 27.01.2016 - 17:52:47
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