Unterfamilie Staphylininae Coleoptera - Staphylinidae
  Von Arved Lompe (n. G.A. Lohse, L. Ganglbauer, E. Reitter) Informieren Sie mich bitte über Fehler oder Ergänzungen über mailbox@lompe.de
  Eine formenreiche Unterfamilie mit einander zum Teil sehr ähnlichen Arten von 3-32 mm Länge. Körper gestreckt, meist etwas abgeflacht, die großen Formen oft bunt gefärbt und zum Teil auffällig behaart. Kopf vorgestreckt, hinten deutlich abgeschnürt. Die Augen meist flach, gut ausgebildete Schläfen fehlen selten. Die Mandibelbasis befindet sich (ausgenommen Atanygnathus) unmittelbar vor den Augen, so daß keine Wangen erkennbar sind. Die Fühlereinlenkung befindet sich am Vorderrand des Kopfes innerhalb der Außenkante der Mandibeln, die Einlenkungsstellen sind voneinander weiter entfernt als vom Innenrd. der Augen. Fühler meist fadenförmig, selten mit mehreren vergrößerten Endgliedern (Emus, Creophilus) oder gesägt (Velleius). Kiefertaster meist mit kräftig entwickeltem Endglied (ausgenommen Heterothops). Vorderrand der Vorderbrust ohne Kehlplatte. Flügeldecken ohne abgesetzte Epipleuren. Vorderhüften stark entwickelt, lang zapfenförmig, etwa so lang und meist dicker als die Vorderschenkel; Mittelhüften wenig voneinander getrennt, Hinterhüften einander berührend. Tarsen sämtlich fünfgliedrig (ausgenommen Atanygnathus), das erste Glied der Hintertarsen meist wesentlich länger als das folgende. Aedoeagus gestreckt, mit einer (nur bei Erichsonius mit 2 voneinander getrennten) mit dem Penis beweglich verbundenen Paramere (nur bei Atanygnathus und Heterothops ohne erkennbare Paramere). Die Arten leben räuberisch. Die ♂ besitzen fast stets eine dreieckige Einkerbung in der Mitte des Hinterrandes des 6. Sternites.  
#1 Fühlerbasen voneinander meist nicht weiter entfernt als von den Augen, sehr häufig sogar näher beieinander stehend [Abb.1]. 1. Glied der Hintertarsen kaum länger als das 2., Vorderbrust mit Kehlplatte [Abb.2], Aedoeagus ohne oder mit 2 Parameren. (Xantholinininae auct.)

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XANTHOLININI K.GIF
Abb.1
XANTHOLINUS US
Abb.2
-- Fühler den Augen stärker genähert als an der Basis voneinander entfernt [Abb.3] [Abb.4]. Hintertarsen meist mit verlängertem Basalglied, Aedoeagus fast ausnahmslos mit einer Paramere.

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STAPHYLININAE K.GIF
Abb.3
GABRIUS SPLENDIDULUS
Abb.4
#2 Flügeldecken an der Naht einander überdeckend, die Nahtlinie daher schwach gebogen [Abb.5]. Kopf stark abgeschnürt, Hals schmäler als der halbe Kopf. Tribus

   ...Xantholinini Erichson, 1839

PHACOPHALLUS PARUMPUNCTATUS
Abb.5
 
-- Flügeldecken an der Naht normal, geradlinig zusammenstoßend [Abb.6]. Kopf hinten schwächer abgeschnürt, der Hals mindestens von halber Kopfbreite. Tribus

   ...Othiini

OTHIUS MYRMECOPHILUS
Abb.6
 
#3 Die umgeschlagenen Seiten des Halsschildes von der Seite her nicht sichtbar, sie liegen vielmehr auf der Innenseite des stark über die Seiten der Vorderbrust vorgezogenen Halsschilds.

   ...4

 
-- Die umgeschlagenen Seiten (Epipleuren) des Halsschildes zumindest in der Hinterhälfte von der Seite her sichtbar. Die Seiten des Kopfes unter den Augen ohne Seitenrandleiste. Tribus Staphylinini

   ...5

 
#4 Alle Tarsen 5-gliedrig. Die Mandibelbasis befindet sich fast unmittelbar vor dem Vorderrand des Auges (von der Seite zu sehen). Tribus

   ...Quediini

 
-- Mittel- und Hintertarsen 4-gliedrig, Kopf mit deutlichen Wangen vor den Augen; die Mandibelbasis vom Augenvorderrand entfernt. Tribus Tanygnathinini

   ...Atanygnathus


(Die Stellung der Atanygnathini mit der einzigen Gattung Atanygnathus in die Unterfamilie Staphylininae erfolgt aus praktischen Erwägungen. Zweifellos ist die Gattung hier ein ebenso fremdes Element wie innerhalb der Tachyporinae, bei denen sie früher eingeordnet war; es wäre richtiger, für dieses Genus eine eigene Unterfamilie zu schaffen.)
 
#5 Körper über 9 mm lang. Kopf und Halsschild mit anliegender, aber oft wenig auffälliger Grundbehaarung, Halsschild selten weitgehend unbehaart (Creophilus), dann aber Fühler kurz, kaum länger als der Kopf, mit 5-6 queren, keulenförmig abgesetzten Endgliedern; Zunge an der Spitze ausgerandet oder durch einen Einschnitt gespalten. Subtribus Staphylinina

   ...14

 
-- Entweder Arten unter 6,5 mm mit anliegender Grundbehaarung auf Kopf und Halsschild oder Arten mit glattem Kopf und Halsschild, auf denen nur die aus den oft zahlreichen Porenpunkten entspringenden Haare stehen. Zunge kurz, ganzrandig, an der Spitze abgerundet. Subtribus Philonthina

   ...6

 
#6 2. Fühlerglied verdickt, von der Breite des 1. Fühlergliedes und wesentlich dicker als das 3. Glied

   ...Erichsonius Fauv.

 
-- 2. Fühlerglied einfach, merklich schmäler als das 1. Glied und nicht dicker als das 3.

   ...7

 
#7 Kopf und Halsschild behaart, Halsschild jederseits der glatten Mittellinie mit zahlreichen kräftigen Punkten besetzt. 4-5 mm

   ...8

 
-- Kopf und Halsschild unbehaart, nur mit den normalen Borsten und jederseits ohne zahlreiche Punkte, andernfalls Arten von über 6 mm Länge

   ...9

 
#8 Oberseite glänzend, 1. Glied der Hintertarsen nicht länger als das Endglied

   ...Neobisnius Gglb.

 
-- Oberseite matt, 1. Glied der Hintertarsen länger als das Endglied

   ...Remus Holme

 
#9 Hinterleib scheckig behaart, Halsschild mit grubenförmigen Punkten, Schläfen dicht behaart. Küstentiere.

   ...Cafius Curtis

 
-- Hinterleib mit gleichförmiger Behaarung, Halsschildpunkte nicht grubenförmig.

   ...10

 
#10 Endglied der Kiefertaster doppelt so lang wie das vorletzte, Halsschild ohne Punktreihen, aber an den Seiten mit zahlreichen Punkten, sein Seitenrand schon hinter der Mitte nach vorn stark herabgebogen. Flügeldecken rot.

   ...Hesperus Fauv.

 
-- Endglied der Kiefertaster nicht doppelt so lang wie das vorletzte. Halsschild fast stets jederseits mit einer lockeren Punktreihe, Halsschildseitenrand erst vor der Mitte abwärts gebogen

   ...11

 
#11 Letztes Glied der Lippentaster nicht oder kaum schmäler als das vorletzte Glied. Habitus [Abb.7].

   ...12

PHILONTHUS COGNATUS
Abb.7
 
-- Letztes Glied der Lippentaster viel schmäler als das vorletzte Glied. Habitus [Abb.8].

   ...13

GABRIUS SPLENDIDULUS
Abb.8
 
#12 Letztes Glied der Kiefertaster länger als das vorletzte.

   ...Philonthus Curtis

 
-- Letztes Glied der Kiefertaster konisch verengt und nicht länger als das vorletzte Glied. Hierher nur 2 oftmals bunte Arten von 4,5-6 mm Länge mit 6 Punkten in den Halsschildreihen. Gattung

   ...Rabigus Mulsant & Rey 1875

 
#13 Aedoeagus im Hinterleib nicht gedreht, die Paramere liegt an der Ventralseite. Vordertarsen beim ♂ einfach. Halsschild in den Dorsalreihen mit 5 oder 6 Punkten.

   ...Gabrius Curtis

 
-- Aedoeagus im Hinterleib um 90° gedreht, so daß die Paramere an der linken Seite liegt. Vordertarsen beim ♂ erweitert, Halsschildreihen jederseits mit 5 Punkten. (Die in diese Gattung gehörenden Arten sind auch im Bestimmungsschlüssel der Gattung Gabrius noch einmal angeführt.)

   ...Gabronthus Totth.

 
#14 Kopf mit Ausnahme der Schläfen und Halsschild mit Ausnahme des schmalen Seitenrandes kahl [Abb.9]. Halsschild auf der Scheibe unpunktiert, Fühler kurz mit 5 queren Endgliedern.

   ...Creophilus Leach in Samouelle, 1819

CREOPHILUS MAXILLOSUS
Abb.9
 
-- Kopf und Halsschild punktiert und behaart.

   ...15

 
#15 Fühler kurz, die 5 vorletzten Glieder sind etwa doppelt so breit wie lang und bilden eine unscharf abgesetzte Keule. Kopf, Halsschild und 4.-6. freiliegendes Tergit dicht und lang rauh hellgelb behaart.

   ...Emus Leach in Samouelle, 1819

 
-- Fühler länger und schlanker, die vorletzten Glieder bilden keine Keule.

   ...16

 
#16 Vorderwinkel des Halsschildes spitzig vorragend.

   ...Ontholestes Gglb.

 
-- Vorderwinkel des Halsschildes rechteckig, stumpf oder abgerundet

   ...17

 
#17 Kopf trapezförmig, mit nach hinten geradlinig erweiterten Schläfen [Abb.10]. Kopf und Halsschild dicht mit Nabelpunkten besetzt. Hinterleib mit hellen Haarflecken oder Binden.

   ...Platydracus Thoms.

PLATYDRACUS FULVIPES
Abb.10
 
-- Kopf oval, rundlich oder gerundet viereckig.

   ...18

 
#18 Grundfarbe des Vorderkörpers rotbraun oder der Kopf mit lang aufstehender goldgelber, struppiger Behaarung; die Behaarung abstechend heller als die des Halsschildes

   ...Dinothenarus Thomson, 1858

 
-- Kopf und Halsschild niederliegend und gleichartig behaart, Grundfärbung pechbraun bis schwarz.

   ...19

 
#19 Hinterleib an der Basis der Tergite jederseits mit einem goldgelben Haarfleck. Flügeldecken rot [Abb.11].

   ...Staphylinus L.

STAPHYLINUS ERYTHROPTERUS
Abb.11
 
-- Hinterleib ohne gelbe Haarflecken an den Seiten der Tergite, gelegentlich mit einem gelben Haarfleck in der Mitte des Vorderrandes, Flügeldecken meist dunkler.

   ...20

 
#20 Klein, unter 11 mm. Körper dreifarbig, bunt [Abb.12]. Halsschildseitenrand kaum bis zur Mitte von oben her erkennbar

   ...Abemus Rey

ABEMUS CHLOROPTERUS
Abb.12
 
-- Größer, 12-32 mm. Körper düster gefärbt, höchstens zweifarbig. Seitenrand erst vor der Mitte auf die Unterseite gebogen und meistens bis über die Mitte des Halsschildes nach vorn von oben her sichtbar. Habitus [Abb.13]

   ...Ocypus Leach in Samouelle, 1819

OCYPUS OLENS
Abb.13
 
  Abemus
Atanygnathus
Cafius
Creophilus
Dinothenarus
Emus
Erichsonius
Gabrius
Gabronthus
Hesperus
Neobisnius
Ocypus
Ontholestes
Othiini
Philonthus
Platydracus
Quediini
Rabigus
Remus
Staphylinus
Xantholinini
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Erstellt am: 05.08.2009
Letzte Aktualisierung: 26.07.2017 - 01:26:40