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Gattung: Ernobius Thoms. - Mitteuropäische Arten |
Coleoptera - Teredilia - Anobiidae |
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Von Arved Lompe (n. G.A. Lohse) Informieren Sie mich bitte über Fehler oder Ergänzungen über mailbox@lompe.de |
Reitter, E. (1901): Byrrhidae (Anobiidae) und Cioidae. in: Bestimmungstabellen der europäischen Coleopteren (Reitter), Hrsg. E. Reitter, 47:3-64, E. Reitter, Paskau (Troppau), Private Datei: F:\taxa\coleo\scans\Reitter-Best-Tab-Heft47 Anobiidae Cioidae.pdf |
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Kopf nicht in der Vorderbrust versenkbar, Halsschildseiten vollständig gekantet und bei einigen Arten ± breit verflacht. Fühler lang, fadenförmig, die 3 letzten Glieder verlängert. Flügeldecken mit vollständig ungeordneter Punktur, Oberseite mit feiner, kurzer Behaarung. Die Arten sind braungelb, braun oder fast schwärzlich, meistens ist der Nahtwinkel, oft auch noch die Flügeldeckennaht rötlich aufgehellt. Mehrere Arten besitzen einen erheblichen Sexualdimorphismus sowohl der Fühlergliedproportionen als auch der Halsschildform, wodurch mehrfach Arten doppelt beschrieben wurden und häufige Fehldeterminationen vorkommen. Da die Arten sehr variabel in der Größe sind, ist vielfach eine Genitaluntersuchung nötig. Der Aedoeagus ist asymmetrisch gebaut, es sind ♂ bekannt, die ein spiegelbildlich aufgebautes Genital besitzen. Die Ernobius-Arten entwickeln sich in Koniferenzapfen und in den Markröhren dünner Nadelholzzweige. |
Eine neuere Revision durch C. Johnson die alle bis 1975 beschriebenen westpaläarktischen Arten berücksichtigt siehe Ernobius |
#1 |
9. Fühlerglied (1. Keulenglied) so lang oder sogar länger als die 4 vorhergehenden zusammengenommen [Abb.1]; 8. nicht länger als breit. ...3 |
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9. Fühlerglied kürzer als die 4 vorhergehenden zusammen [Abb.2] . ...6 |
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#3 |
Hell braungelb, dem mollis in Gestalt und Farbe sehr ähnlich. Halsschild mit breit verflachten Seiten, Hinterwinkel verrundet, Vorderwinkel stumpfwinklig verrundet, deutlicher als bei mollis ausgeprägt. Halsschildpunktur auf der Hinterhälfte der Scheibe einfach eingestochen. Aedoeagus [Abb.3]. 3,2-4 mm. In Gebirgsgegenden des südlichen Europa verstreut und selten, aber weit verbreitet, aus Mitteleuropa nur spärliche Angaben: Vogesen, Schwarzwald, Thüringen, Schlesien, Osttirol, Mähren. ...kiesenwetteri Schilsky, 1899 (=schilskyi Reitter, 1901) |
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Dunkelbraun bis schwarz. Halsschild höchstens in der Hinterhälfte des Seitenrandes schmal verflacht. Punktur des Halsschilds vollständig raspelig. ...4 |
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#4 |
Halsschildseiten- und -Vorderrand in ± gleichmäßiger gerundeter Kurve ineinander übergehend [Abb.4]; Vorderwinkel in Seitenansicht stumpfwinklig angelegt. Fühler zur Spitze meist deutlich verdunkelt, die 3 Endglieder in beiden Geschlechtern deutlich breiter als die vorhergehenden; Glied 7 nicht länger als breit [Abb.5]. ...5 |
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Halsschildseiten vor den verrundet (♂ [Abb.6]) oder stumpf (♀) rechteckigen Vorderwinkeln etwas ausgeschweift [Abb.7] [Abb.8]. Vorderwinkel in Seitenansicht rechtwinklig angelegt. Fühler in der Regel einfarbig hell, die 3 Endglieder beim ♂ nicht breiter als die vorhergehenden; Glied 7 in beiden Geschlechtern etwas länger als breit [Abb.1]. Das ♂ ist sehr gestreckt [Abb.9] und hat dünne, lange Fühler und hinten deutlich aufgebogenen Halsschildseitenrand; das ♀ ist dem nigrinus ähnlich, aber durchschnittlich heller gefärbt. Aedoeagus [Abb.10] [Abb.11]. 2,8-5 mm. Wie nigrinus überall verbreitet, aber etwas seltener. ...longicornis (Sturm, 1837) (=densicornis Muls. Rey ♀) |
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#5 |
♂: Augen größer, mäßig gewölbt. Aedoeagus [Abb.12], Halsschild wie bei der folgenden Art. ♀: Kopf und Halsschild weniger breit als bei freudei, bis zum Seitenrand herabgewölbt. Flügeldecken meist heller bräunlich [Abb.13]. Augen flacher [Abb.14]. 2,8-5 mm. Entwickelt sich in den Markröhren von Kiefernzweigen, aber auch von Fichten zu klopfen. Wohl überall, aber nicht häufig. ...nigrinus (Sturm, 1837) (=nigriclava Roub.) |
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♂: Augen kleiner, stark, mehr als halbkugelig vorspringend, etwas asymmetrisch. Aedoeagus [Abb.15]. ♀: Augen fast regelmäßig halbkugelig, Kopf und Halsschild wie [Abb.16]. Halsschild breit, mit deutlicher Abflachung neben dem Seitenrand, nach vorn gleichmäßig verengt. Pechschwarz; 4-4,4 mm. Bisher nur aus Nord- und Südtirol bekannt. Aus Zweigen der Zirbelkiefer gezüchtet. ...freudei Lohse |
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#6 |
Halsschildhinterwinkel deutlich ausgeprägt, weit von der Halsschildbasis nach vorn abgerückt, zwischen ihnen und den Schultern befindet sich ein tief einspringender Winkel; von den Hinterwinkel verläuft die Basis zum Schildchen ausgeschweift (♂) oder gerundet (♀ [Abb.17]) (= tabidus Kiesw.) und berührt nur mit ihrem mittleren Drittel die Flügeldeckenbasis [Abb.18]. Vorderwinkel abgerundet. Rotbraun, ♂ oft fast schwarz. Aedoeagus [Abb.19]. 1,8-4 mm. Wohl überall, aber ziemlich selten. ...angusticollis (Ratz., 1847) (=parvicollis Muls.) (=tabidus Kiesw.) |
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Halsschild schließt in seiner ganzen Breite den Flügeldecken an; Halsschildhinterwinkel meist abgerundet [Abb.20]. ...7 |
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#7 |
Die 3 letzten Fühlerglieder sind von den vorhergehenden in der Länge kaum verschieden, und erscheinen dadurch nicht deutlich abgesetzt [Abb.21]. Bei den langen Fühlern des ♂ sind Glied 8 und 9 fast gleichlang; bei den kürzeren des ♀ ist Glied 8 etwa 1/4 kürzer als das 9.; in beiden Geschlechtern ist Glied 8 nicht kürzer als 7. Rötlichgelb oder hell rotbraun, Fühler und Beine gelb. Halsschild mit deutlicher glatter Mittelschwiele und jederseits einem weniger deutlichen Höcker. ♂: Halsschild nicht breiter als der Kopf, wesentlich schmäler als die langgestreckten Flügeldecken, zu den Vorderwinkel nicht verengt, seitlich deutlich abgesetzt verflacht. Aedoeagus [Abb.22] [Abb.23]. ♀: Halsschild stärker quer, breiter als der Kopf, seitlich weniger deutlich abgesetzt [Abb.24]. Flügeldecken kürzer. 2-3 mm. An Fichten und Kiefern, wohl überall, aber nicht häufig. ...abietinus (Gyll., 1808) |
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8. Fühlerglied wesentlich (bei pruinosus weniger aber deutlich) kürzer als die 3 gut abgesetzt erscheinenden Endglieder, meistens auch merklich kûrzer als das 7. ...8 |
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#8 |
Halsschild erheblich schmäler als die Flügeldecken an den Schultern, seine Oberseite uneben, meist mit deutlichem Mittelhöcker und jederseits einem schwächeren Seitenhöcker, Seiten breit verflacht und aufgebogen, Vorder- und Hinterwinkel abgerundet. Schmale, gestreckte Arten. ...9 |
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Halsschild nicht schmäler als die Flügeldecken an den Schultern, seine Oberseite höchstens mit schwachem Mittelhöcker und ± gleichmäßig gewölbt, andernfalls (abietis) Halsschildseiten gerade und Hinterwinkel fast rechtwinklig. ...10 |
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#9 |
Halsschild mit gewunden gelagerter goldgelber Behaarung. Oberseite dicht und rauh punktiert, ziemlich matt. Fühler lang und schlank, Glied 5-8 sehr gestreckt, untereinander gleichlang, Glied 7 und 8 zusammen viel länger als 9. Einfarbig hell rotbraun, Fühler und Beine heller. 3-4,3 mm. Fälschlich aus Mitteleuropa gemeldete Art Südwesteuropas; möglicherweise im äußersten Südwesten nachzuweisen. ...pruinosus (Muls. Rey) |
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Halsschild Behaarung ± gerade nach hinten gerichtet. Oberseite rauh, aber nicht besonders dicht punktiert, etwas glänzend. Dunkelbraun oder heller rotbraun, Flügeldecken nach hinten aufgehellt. 5. und 7. Glied länger als 6. und 8., Glied 7 und 8 zusammen kaum länger als 9. Von allen folgenden Arten durch den kleinen, im Vergleich mit den Flügeldecken besonders kurzen Halsschild verschieden: Flügeldecken etwa 4-mal so lang wie der Halsschild. Aedoeagus [Abb.25]. Aus Südfrankreich beschrieben, mehrfach aus Mitteleuropa gemeldet, doch liegen sichere Nachweise bisher nur aus Thüringen und Niederösterreich vor. ...mulsanti Kiesw., 1877 (=angusticollis Muls. Rey nec Ratz.) |
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#10 |
Halsschild uneben, mit sehr deutlicher goldgelber ± gewundener Behaarung. Oberseite durch dichte Punktur etwas matt [Abb.26]. Halsschild mit fast geraden Seiten und rechtwinklig angelegten Hinterwinkeln [Abb.27]. Dunkel rotbraun, Kopf, Halsschild und letzte Fühlerglieder (besonders beim ♂) oft geschwärzt [Abb.28]. ♂: Halsschildvorderwinkel rechtwinklig, Halsschildseiten breiter verflacht. Aedoeagus [Abb.29]. ♀: Halsschildvorderwinkel stumpf verrundet [Abb.30]. 2,3-3,8 mm. Im ganzen Gebiet nicht selten, kann leicht aus Fichtenzapfen gezüchtet werden. ...abietis (F., 1792) (=abieticola Thoms.) |
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Halsschild ± gleichmäßig gewölbt mit gerundeten Seiten und breit abgerundeten Winkeln. Halsschildbehaarung gleichmäßiger gelagert. ...11 |
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#11 |
Halsschildseiten breit abgesetzt und aufgebogen [Abb.31]. ...12 |
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Halsschildseiten nicht auffällig breit abgesetzt. Oberseite schwächer glänzend, einfarbig hell rotbraun oder rötlichgelb. Die hierher gehörenden Arten sollten stets genitaluntersucht werden. ...13 |
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#12 |
Dunkelbraun bis fast schwarz, ziemlich glänzend. Halsschildrand, Fühler und Beine heller rötlich. Halsschildbehaarung goldgelb. ♂: Fühler sehr gestreckt [Abb.32], Aedoeagus [Abb.33], 3,5-5 mm. Skandinavien; auch aus dem Baltikum gemeldet und daher möglicherweise im äußersten Nordosten nachzuweisen. Wurde neuerdings in Tirol zusammen mit Xestobium austriacum in sogenannten Dürrlingen gefunden. ...explanatus (Mannh.) Ebenfalls einen sehr breit verflachten Halsschild, aber kürzere Fühler und eine hellere Färbung besitzt eine mediterrane Art. Mittelgroß, 4-6 mm. Habitus [Abb.34]. Aedoeagus [Abb.35]. Iberische Halbinsel. ...lucidus (Mulsant & Rey, 1863) Wahrscheinlich beziehen sich Meldungen von lucidus aus Mitteleuropa, besonders aus Bayern, auf explanatus. |
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Einfarbig hellbraun, Oberseite durch dichte Skulptur matt. Flügeldecken mit Andeutung von Längsrippen Aedoeagus [Abb.36]. 4,5 - 7,5 mm. Wurde in Osttirol gefunden, wo sich die Art in dicker Rinde stehender Kiefernstämme entwickelte. ...laticollis Pic |
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#13 |
Halsschild dicht mit einfachen Körnchen besetzt (unschwer am Seitenabsturz zu erkennen) [Abb.37] [Abb.38]; die Härchen entspringen auf dem Scheitelpunkt. Sehr variable Art. Halsschild schmal abgesetzt und nicht aufgebogen [Abb.39]. ♂: Gestreckter und schlanker, Fühler lang und dünn [Abb.2]. Aedoeagus [Abb.40] [Abb.41]. ♀: Fühler kürzer, bei kleinen Stücken wie bei pini gebildet, sonst merklich länger als dort. 2,8-6,2 mm. Im ganzen Gebiet die einzige wirklich häufige Art, oft auch in Häusern. An berindetem Bauholz schädlich. ...mollis (L., 1758) Bei der Beschreibung der 'tief eingestochenen Punktur' ist Lohse einer optischen Täuschung erlegen (Umklappen des räumlichen Eindrucks)! |
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Halsschild mit Körnchen (oder Punkten bei gigas ?), die in der Mitte eine kraterförmige Einsenkung haben, in der das Härchen entspringt; oder sie sind asymmetrisch, hufeisenförmig [Abb.20]. ...14 |
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#14 |
2-3,2 mm. Vorderschienen gerade. Halsschildskulptur aus hufeidenförmigen Körnchen bestehend, die nach hinten offen sind, so daß die Punkte auf der zum Halsschildvorderrand gerichteten Seite halbmondförmig begrenzt erscheinen. Halsschild seitlich nicht abgesetzt verflacht, Halsschildvorderwinkel in Seitenansicht rechtwinklig. Fühler in beiden Geschlechtern kurz [Abb.42]. Aedoeagus [Abb.43] [Abb.44]. Von sehr kleinen Stücken des abietis am leichtesten durch die gerade nach hinten gerichtete Halsschildbehaarung zu trennen. Wohl überall in Mitteleuropa, aber durchaus selten. An Kiefern. ...pini (Sturm, 1837) |
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3,5-6,5 mm. Vorderschienen (beim ♂ ausgeprägter) in gleichmäßiger Kurve nach innen gebogen. Halsschildpunktur wie bei den meisten Arten nicht schräg eingestochen, so daß im Innern der Punkte eine kleine, erhabene (heller beleuchtete) Fläche erkennbar ist. Halsschildseiten schmal verflacht. Fühler noch länger als bei mollis [Abb.45], sonst dieser Art sehr ähnlich. Aedoeagus [Abb.46]. Bisher nur aus Westeuropa (Südengland, Frankreich) bekannt, jedoch vielleicht im südwestlichen Mitteleuropa nachzuweisen. ...gigas Mulsant & Rey, 1863 (=mulsantianus Sharp) |
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abietinus abietis angusticollis explanatus freudei gigas kiesenwetteri laticollis |
longicornis lucidus mollis mulsanti nigrinus pini pruinosus |
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Erstellt am: 11.06.2014 Letzte Aktualisierung: 25.07.2021 - 16:40:44 Version: 4.1.1 von: Arved Lompe Vorherige Version |
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