Gattung Rhyncolus Germ. (Eremotes Woll.) Curculionidae - Cossoninae
  Von Arved Lompe (n. Br. Folwaczny) Bitte Fehler und Ergänzungen an mailbox@lompe.de senden
  Kopf breiter als lang, hinter den Augen gerundet verbreitert. Rüssel meist etwas abgeflacht. Fühler kräftig, 2.-7. Geißelglied stark quer, Keule kaum von der Geißel abgesetzt. Halsschild nach vorn zumeist stärker verengt als zur Basis, der Vorderrand auch oberseits kurz kragenartig abgesetzt. Schildchen deutlich. Flügeldecken zylindrisch, mindestens doppelt so lang wie breit, die Spitze kurz (im Halbkreis) verrundet, bei einigen Arten ist der 7. Zwischenraum in der apikalen Partie durch eine mehr oder weniger abstehende Falte flächenartig ausgebreitet, Punktstreifen kräftig. Vorderhüften schmal getrennt. Schenkel gekeult. 3. Tarsenglied manchmal ein wenig erweitert, aber nicht zweilappig. Schwarze, manchmal dunkelrotbraun gefärbte Arten, selten mit äußerst kurzer abstehender feiner Behaarung. Es sind nächtliche Tiere, die zuweilen Lichtquellen anfliegen. ♂ und ♀ zeigen im Rüssel keinen merklichen Unterschied (vielleicht von nefarius Fst, abgesehen). 8 Arten in Europa.  
#1 Rüssel länger als breit, konisch. Untergattung Axenomimetes Voss.
Halsschild mit schwach gerundeten, nach vorn stärker verengten Seiten, dicht und grob punktiert. Der 7. Zwischenraum der Flügeldecken im apikalen Teil sehr breit flächenartig abstehend, an der Naht aber eingebuchtet [Abb.1] [Abb.2]. Streifen der Flügeldecken furchig vertieft, kräftig punktiert. Zwischenrãume mit einer verhältnismäßig starken Punktreihe. Dunkelrotbraun bis schwarzbraun. 2,5-3,5 mm. In morschen Laubbäumen, Roßkastanie, Edelkastanie, Rotbuche, Ulme, Ahorn, Eiche, Korkeiche; Fundmonate Mai-August, aber auch Dezember und Januar. Baltikum, Polen, Tschechien, Slovakei, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Schweiz, Österreich, Jugoslawien, Bulgarien, Rumänien, Rußland, Kaukasus, Algerien, Marokko.

   ...reflexus Boh., 1838

RHYNCOLUS REFLEXUS
Abb.1
RHYNCOLUS REFLEXUS
Abb.2
-- Rüssel kürzer oder so lang als breit, nicht ausgesprochen konisch, meist (aber nicht immer) dunkel gefärbte Arten. Untergattung Rhyncolus s. str.

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#2 Der 7. Zwischenraum der Flügeldecken im apikalen Teil mit einer breit flächenartig abstehenden Falte, ähnlich wie bei Axenomimetes reflexus Boh.

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-- Der 7. Zwischenraum der Flügeldecken im apikalen Teil nicht mit einer breit flächenartig vorstehenden Falte, manchmal aber kräftig gekielt.

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#3 Rüssel wenigstens von der Fühlereinlenkung zur Spitze verschmälert. Kopf hinter den Augen etwas gerundet erweitert, ziemlich weitläufig, der Rüssel dichter, fein punktiert. Stirn so breit wie der Russel zwischen den Augen, dieser beim ♀ ein wenig schmaler als beim ♂. Halsschild nicht chagriniert, länger als breit, parallelseitig, selten sehr schwach aber geradlinig nach vorn verengt, kurz vor der Spitze stark eingeschnürt, Basis gerundet, Punktur kräftig, gewöhnlich dicht, an den Seiten noch dichter, fast längsrunzlig; die Breite des Halsschilds variiert, meistens so breit wie die Basis der Flügeldecken oder wenig breiter, manchmal aber etwas schmaler (wahrscheinlich geschlechtsbedingt, anscheinend haben die ♂ einen breiteren Halsschild als die ♀). Flügeldeckenbasis konkav, Schultern deutlich nach vorn vortretend, die Seiten der Flügeldecken parallel, doppelt so lang wie breit, Streifen kräftig punktiert. Zwischenräume mehr oder weniger gewölbt, mit feiner, oft weitläufiger Punktreihe, die seitlichen sind nach innen teilweise kantig begrenzt, die flächenartig abstehende Falte des 7. Zwischenraumes ist nicht ganz so breit wie bei reflexus. Glänzend, rötlichbraun, Fühlerkeule und Tarsen heller. 2,8-3 mm. In Eiche. Rußland, Kaukasus. (patagiatus Rtt., plagiatus auct.).

   ...heydeni Fst.

 
-- Rüssel parallelseitig, oder nach vorn erweitert (♂ ?), an der Spitze halbkreisförmig abgerundet. Halsschild länger als breit, an den Seiten nach vorn mehr oder weniger gerundet verengt, selten fast parallel, mäßig fein,.gleichmäßig dicht, manchmal auf der Scheibe zerstreut punktiert, eine punktfreie Mittellinie ist meist angedeutet. Die flächenartig vorstehende Verbreiterung des Zwischenraumes im apikalen Teil der Flügeldecken schmal, die Spitze selbst ist abgestutzt, die mäßig stark punktierten Streifen mit Ausnahme des 2. und 3.. sind außen fein kielartig begrenzt, Zwischenräume mit deutlicher feiner, oft unregelmäßiger, teils runzeliger Punktur. Pechschwarz bis pechbraun. 4-5 mm. Hauptsächlich in abgestorbenen Pappeln, bes. Populus diversifolia. März-Juni. Mittelasien bis China.

   ...nefarius Fst.

 
#4 Zwischenräume der Flügeldeckenstreifen mehr oder weniger. gewölbt, nicht scharf gekielt bzw. gekantet.

   ...5

 
-- Zwischenräume der Flügeldeckenstreifen gekielt oder an der Innenseite scharfkantig [Abb.3], bei den inneren Streifen manchmal kaum erkennbar, aber an den Seiten und im apikalen Teil deutlich. Halsschild dicht und meist grob punktiert.

   ...8

RHYNCOLUS SCULPTURATUS
Abb.3
 
#5 Größere Arten, über 4 mm.

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-- Kleine Art. 2,2-2,5 mm [Abb.4]. Rüssel sehr kurz, fast doppelt so breit wie lang, in der ganzen Länge mit einer seichten Mittelfurche. Fühler in der Mitte des Rüssels eingefügt. Halsschild chagriniert, gewöhnlich breiter als lang, Vorderrand kurz abgesetzt, fein und dicht punktiert. Flügeldecken gedrungen, mit ziemlich flachen Zwischenräumen, diese mit einer Reihe nicht feiner Punkte, der 9. von der Mitte zur Spitze schwach kielartig erhaben. Der ganze Körper, besonders die Flügeldecken mit außerordentlich feinen kurzen Härchen. Pechbraun bis pechschwarz, Fühler und Beine rötlichbraun, Fühlerkeule heller. In morschem Laubholz: Ahorn, Bergahorn, Eiche, Erle, Esche, Efeu, Edel- und Roßkastanie, Feige, Pappel, Schwarzpappel, Rüster, Weide; nach Reitter auch in Nadelholz. März-Juli, Dezember. Schweden, Polen, Tschechien, Slovakei, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Schweiz, Österreich, Jugoslawien, Rumänien, Rußland, Ukraine, Armenien.

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RHYNCOLUS PUNCTATULUS
Abb.4
 
#6 Halsschild krãftig und dicht punktiert [Abb.5].

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RHYNCOLUS ELONGATUS
Abb.5
 
-- Halsschild fein und dicht punktiert [Abb.6], länger als breit, vor dem Vorderrand oben kaum erkennbar eingeschnürt. Die Zwischenräume der Flügeldecken sind nicht schmaler als die Streifen, flach gewölbt, mit einer sehr feinen Punktreihe [Abb.7]. Augen nicht so stark vorgewölbt wie bei elongatus Gyll. Fühler schlanker, Keule etwas breiter als die Geißel. Rotbraun bis pechschwarz. Aedoeagus [Abb.8]. 3-4,5 mm. In alten Stämmen und an zutage tretenden Wurzelpartien von Ahorn. Eiche, Korkeiche, Erle, Esche, Haselnuß, Kastanie, Linde, Rot- und Weißbuche, Pappel, Weide, Sorbus , Rüster, Arve, Fichte. Kiefer, Lärche; aus Lebensbaum (Thuja) gezogen. Wird auch in Höhenlagen über 2000 m gefunden. März-September. Norwegen, Schweden, Finnland, Sibirien, Polen, Tschechien, Slovakei, Deutschland, Dänemark, Frankreich, Spanien, Italien, Schweiz, Österreich, Jugoslawien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Griechenland, Südl. Rußland, Kaukasus. Tûrkei. (chloropus L., pyrenaeus Dft.).)

Meldungen in Google Earth anzeigen   ...ater (L., 1758)

RHYNCOLUS ATER
Abb.6
RHYNCOLUS ATER
Abb.7
RHYNCOLUS ATER.JPG
Abb.8
 
#7 Dem elongatus sehr ähnlich. Kopf mit kleinem aber deutlichem Stirngrübchen. Rüssel ungefähr so lang wie breit, ziemlich fein, mäßig , dicht punktiert, an der äußersten Spitze kurz und flach gefurcht, oder nur mit flachem Grübchen. Fühler beim ♂ kräftiger und die Keule kaum dicker als die Geißel, während beim ♀ die Keule erkennbar dicker ist. Halsschild etwas lãnger als breit, nahe der Basis am breitesten, nach vorn gewöhnlich schwach und ziemlich gerade verengt, vor der Spitze auch oberseits eingeschnürt, kräftig und dicht (bei elongatus Gyll. noch kräftiger) punktiert. Flügeldecken mit starken Punktstreifen, Zwischenräume nicht schmaler als die Streifen, kaum gewölbt, mit deutlicher Punktreihe, der 7. Zwischenraum verbindet sich vor der Spitze mit dem 9. und setzt sich als Wulst gegen das Nahtende fort. Das 1. große Bauchsternit beim ♂ in der Mitte flach eingedrückt, sehr dicht punktiert und mit etwas abstehenden hellen Haaren besetzt. Pechschwarz, Tarsen und Fühler, besonders die Keule etwas heller. 4,2-5,9 mm. Aedoeagus breiter als bei der folgenden Art, der apikale etwa gleichbreite Teil höchstens um die Hälfte länger als breit. Receptaculum einem Angelhaken ähnlich, der Spitzenteil desselben kürzer als der basale Teil. Unter Rinde und in.morschem Holz von alten Kiefern in den größeren Kiefernwäldern. In Lorbeerwald. Mai, Oktober. Kanarische Inseln: Teneriffa, La Palma, Gran Canaria, Hierro.

   ...crassicornis (Brullé, 1838)

 
-- Kopf mit feinem Stirngrübchen. Rüssel nicht länger als breit, gewõhnlich etwas konisch, fein, manchmal etwas stärker punktiert, an der Spitze meistens mit einer etwas längeren flachen Furche. Fühlerkeule nicht oder kaum dicker als die Geißel. Halsschild wie bei der vorigen Art, aber noch kräftiger und etwas dichter mit meist etwas länglichen Punkten besetzt, die Seiten gedrängt, oft runzlig punktiert. Flügeldecken mit kräftigen Punktstreifen, Zwischenräume hoch gewölbt [Abb.9], etwas schmaler als die Streifen, mit mäßig starker Punktreihe, der 7. Zwischenraum verbindet sich vor der Spitze mit dem 9. und setzt sich als Wulst gegen das Nahtende fort. Auf dem apikalen Teil der Flügeldecken befinden sich feine Kerbzähnchen, die zumindest auf dem 7. Zwisdienraum deutlich erkennbar sind. Das 1. große Bauchsternit beim ♂ in der Mitte mit einem sehr dicht punktiertem Eindruck und nach hinten schräg abstehenden Haaren besetzt. Weniger glänzend als vorige Art, pechschwarz, Beine, besonders die Tarsen und die Fühlerkeule heller. 3,8-4,5 mm. Aedoeagus schlank, der apikale parallele Teil etwa doppelt so lang wie breit [Abb.10]. Beim Receptaculum ist der zurückgebogene Spitzenteil etwa so lang wie der basale. In Nadelholz, vor allem Kiefer; in Schweden auch in Birke gefunden. Mai-Oktober. Finnland, Schweden, Polen, Tschechien, Slovakei, Deutschland, Frankreich, Spanien, Italien, Schweiz, Österreich, Jugoslawien, Ungarn, Rumänien, Griechenland, Türkei, Rußland, Ukraine, Kaukasus, , Algerien. (planirostris Bed., crassirostris : Perris, caucasicus Hochh., gravidicornis Woll.).

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RHYNCOLUS ELONGATUS
Abb.9
RHYNCOLUS ELONGATUS.GIF
Abb.10
#8 Rüssel kürzer, fast doppelt so breit wie lang. Halsschild kaum länger als breit, dicht vor der Basis am breitesten, nach vorn nicht oder nur schwach konisch verengt, vor dem Vorderrand auch auf der Oberseite eingeschnürt, fein längschagriniert und dicht mit an den Seiten fast längsrunzlig zusammenfließenden großen Punkten besetzt, eine punktfreie Mittellinie ist wenigstens angedeutet. Zwischenräume der Flügeldecken mit einer ziemlich feinen Punktreihe, am Absturz mit deutlichen Kerbzähnen und feinen hellen Härchen. Innenseite der Vorderschienen im apikalen Drittel stark eckige erweitert, dann bis an das Schienenende ausgebuchtet und mit einem Borstenkamm versehen. Glänzend, schwarzbraun. Beine braun, Tarsen und Fühlerkeule heller. 3.6-4,2 mm. Syrien, Kleinasien, Türkei, Griechenland.

   ...syriacus Desbrochers, 1892

 
-- Rüssel länger, etwa so lang wie breit.

   ...9

 
#9 Größer, robust gebaut [Abb.11]. Rüssel schwach konisch. Die Zwischenräume der Flügeldecken bilden eine vom Punktstreifen an nach innen zum nächsten Streifen ansteigende schräge Fläche, an dieser höchsten Stelle befindet sich eine scharfe Kante, welche zum Punktstreifen steil abfällt. Die Skulptur ähnelt einem Schrägdach. Dieses Merkmal schwindet aber oft an den inneren Zwischenräumen, vor allem bei Tieren aus dem Süden, sie sind aber an den Seiten und im apikalen Teil der Flügeldecken meist noch deutlich erkennbar (dann wird diese Art oft mit elongatus Gyll. verwechselt). In extremen Fãllen ähneln die inneren Zwischenräume sogar denen des ater. Die Punkte der Streifen sind etwa so groß wie jene des Halsschilds, die der Zwischenräume sehr fein (bei elongatus viel kräftiger), der 7. Zwischenraum verbindet sich vor der Spitze mit dem 9. und verläuft von da an bis gegen den Nahtwinkel als kräftiger Kiel. Halsschild nach vorn gewöhnlich deutlich verschmälert, auf der Scheibe grob und dicht mit runden Punkten besetzt, die Seiten gedrängter punktiert, eine glatte Mittellinie ist meist vorhanden. Augen nur wenig schwächer gerundet als bei elongatus, und die Fühlerkeule kaum dicker als die Geißel. Schwarz bis dunkel pechbraun, 3,5-4,5 mm. Aedoeagus kurz und breit, kurz zugespitzt [Abb.12] [Abb.13]. Wird oft mit elongatus Gyll, verwechselt, wenn die inneren Flügeldeckenzwischenräume nicht scharfkantig sind. Deshalb ist besonders auf die Seiten und den apikalen Teil zu achten. Die Kiele am Absturz sind immer glatt, während bei elongatus Gyll, feine Kerbzähnchen die Kante unterbrechen, die Streifen der Flügeldecken sind nicht so grob punktiert, die Zwischenräume mit feineren Punkten. Im Durchschnitt. etwas kleiner. Fühlerkeule undeutlicher von der Geißel abgesetzt. Die Punkte des Halsschilds sind nicht länglich. In morschen Kiefern, Fichten, Birken, Erlen, Buchen, Eichen, Ulmen, Espen, Linden. April-August, Dezember. Norwegen, Schweden, Finnland, Rußland, Litauen, Polen, Tschechien, Slovakei, Deutschland, Dänemark, Frankreich, Spanien, Österreich, Italien, Jugoslawien, Griechenland, Kaukasus. Türkei (nitidipennis Thoms., dalmatinus Desh ).

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RHYNCOLUS SCULPTURATUS
Abb.11
RHYNCOLUS SCULPTURATUS.GIF
Abb.12
RHYNCOLUS SCULPTURATUS
Abb.13
 
-- Kleiner, schmal gebaut, zylindrisch. Halsschild etwas länger als breit, nach vorn etwas verengt, vor dem Vorderrand auch dorsal eingeschnürt, dicht bis sehr dicht, an den Seiten fast längsrunzelig mit mäßig großen Punkten besetzt. Die Punkte der Flügeldeckenstreifen kaum größer als jene des Halsschilds, die Zwischenräume nach innen zu ansteigend, vor dem Streifen eine Kante bildend und zu diesem steil abfallend, mit einer mäßig feinen Punktreihe. Die Punktur ist in der Umgebung des Schildchens machmal etwas verworren, runzlig. Innenseite der Vorderschienen vor der Ausbuchtung nur flach gewinkelt. Pechrot bis pechbraun, Tarsen und Fühlerkeule heller. 3,1-3,8 mm. In kranken und gefällten Kiefern. Frankreich, Jugoslawien.

   ...strangulatus Perris, 1852

 
  ater
crassicornis
elongatus
heydeni
nefarius
punctatulus
reflexus
sculpturatus
strangulatus
syriacus
     Erstellt am: 17.04.2008
Letzte Aktualisierung: 02.10.2014 - 00:26:56
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